Page 3 - Bau Aktuell - Oktober 2018
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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,
effiziente Prozesse sind eine der wichtigsten Grundlagen für die Wettbewerbsfähigkeit. Die Optimierung geschäftlicher Abläufe mit Hilfe neuer Technologien ist schon seit jeher eine der zentralen Aufgaben von Geschäfts- und Technologieverantwortlichen. Diese Abläufe müssen nicht nur effizient und kostengünstig sein, sondern vor allem agil, anpassungsfähig individualisiert und hochgradig vorausschauend gestaltet werden.
  Die Welt der Digitalisierung stellt dem Bauunternehmen somit Werkzeuge zur Verfügung, um diese Ziele betriebsindividuell und im Verbund (Netzwerkgedanken) erreichen zu können. Falsch ist es jedoch, damit die Erwartung zu verbinden, die durch vielfache Studien belegten Kosten durch Fehler am Bau - in Größenordnungen von deutlich mehr als 10 Milliarden Euro pro Jahr - damit vermeiden zu können.
Von BIM bis hin zu digital einsatzbaren Werkzeugen obliegt es der Entscheidung jedes einzelnen Unternehmers für sei- nen Leistungsbereich und in seinem Umfeld, diese Werkzeuge einzusetzen. Dabei ist die Baubranche in einzelnen Bereichen schon viel weiter als in der öffentlichen Wahrnehmung gemein- hin vermerkt wird. Kaum noch wird in einem Büro auf Schreib- maschinen getippt, auf den Baustellen mit Rechenschiebern kalkuliert oder gar im Einzelfall ein Vertrag auf Vertrauensba- sis per Handschlag besiegelt. Dazu sind die Rahmenbedingun- gen viel zu verrechtlicht und die Kalkulationsmargen zu eng, als dass „mal eben so“ außerhalb, von Kleinstaufträgen und Gefälligkeitsverhältnissen abgesehen, Aufträge platziert wer- den. Dies gilt vice versa auch von der Auftraggeberseite.
Auf der jüngst erfolgreich zu Ende gebrachten NordBau war dieses Thema mit den Facetten der Digitalisierung in der ge- samten Bauwirtschaft ein zentrales. Dennoch war abseits al- len Theoretisierens klar, dass am Ende beim Bauen die analo- ge Leistungserbringung steht. Meint, dass „Alexa“ eben keine Bauabläufe auf der Baustelle steuern kann, kein disruptiver Prozess durch einen Avatar auf der Baustelle einen Stein auf den anderen bewegt, sondern nach wie vor Menschen für Men- schen Handwerk leisten.
Bis zu dem Zeitpunkt, da die Auguren technisch anspruchs- voller, disruptiver Prozesse in der Digitalisierungswelt recht haben, dass Häuser wie in Science-Fiction-Romanen dahinge- beamt werden oder über 3-D-Drucker über das Wochenende „mal eben so“ gebaut werden, werden noch viele Jahre verge- hen müssen.
Die Bauwirtschaft wird sich diesen Anforderungspotenzialen anpassen. Wir haben hierzu jedoch auch bei den hohen Erwar- tungshaltungen nicht nur der GMSH, die ab dem kommenden Jahr ihre Ausschreibungen digital durchführen will, sondern auch der Landesregierung und vielen kommunalen Vertretern deutlich ins Stammbuch geschrieben, dass die Einseitigkeit der Erwartungshaltung nicht zielführend ist. So lange unseren Betrieben kein schnelles Internet zur Verfügung steht, so lan- ge Verwaltungsprozesse insbesondere Genehmigungsverfah-
ren nicht digital durchgeführt werden können, so lange digitale Ausschreibungen sich nicht auch an den jeweiligen zeitnahen Gegebenheiten wie Leistungsverzeichnisse und Preise orien- tieren, wird der disruptive Prozess eher stören und mangels Bereitstellung der Infrastruktur wirken. Dies gilt nicht zuletzt auch für die Architekten.
Grundvoraussetzung einer breiten Inanspruchnahme digitaler Werkzeuge und Prozesse - über das vorhandene Maß hinaus - wird sein, in Echtzeit planerische Prozesse baubegleitend durchführen zu können. Erst wenn Architekten diese Netzwer- ke nutzen können und wollen, werden sich die Betriebe in die- se Netzwerke einklinken. Das voranzutreiben ist legitim – den Rest werden die Betriebe und der Markt richten.
Vor diesem Hintergrund wird unser Verband eine neue Websei- te für unsere Betriebe online stellen „das Digitool“. Gemeint ist ein Informationspool zu verschiedenen Sektoren, die allen interessierten Betrieben von Checklisten über Werkzeuge bis hin zu Förderprogrammen Informationen schnell und unprob- lematisch liefern können. Wir wollen diese Datenbank mit Ih- nen und unseren Partnern zusammen ausbauen.
Dazu gehört die Modernisierung des Webauftrittes unseres Verbandes, den wir unter anderem auf der außerordentlichen Obermeistertagung am 26.9.18 mit unseren Innungen bespro- chen haben. Mit diesen Maßnahmen wollen wir die Speerspitze für unsere Innungsbetriebe im Web weiter formieren und mit Ihnen zusammen erreichen, dass Auftraggeber, sowohl öffent- liche, gewerbliche als auch private, bei Bedarf an Innungsbe- triebe verwiesen werden.
In diesem Sinne steht uns die Digitalisierung als wichtiger Trend und Schwerpunktaufgabe des Verbandes bevor. Mit ge- wohnter Stringenz und gewohntem Elan werden wir diese Auf- gabe angehen.
Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit, Anregungen und Wünsche! Wir machen das!
Mit freundlichen Grüßen Ihr
Ihr Georg Schareck
Hauptgeschäftsführer
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     BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  Oktober 2018
Foto: BGV SH















































































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