Page 3 - Bau Aktuell - November 2020
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  Autor
RA Georg Schareck Hauptgeschäftsführer g.schareck@bau-sh.de
    BAU AKTUELL 4 2020 / Die Bauwirtschaft im Norden
 Editorial
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,
es gibt auch ein Leben neben und nach Corona! Lassen wir uns von der sogenannten zweiten Welle, die aktuell über die Welt hinwegschwappt, nicht den Blick verstellen.
Gerade wir in der Bauwirtschaft wissen das zu schätzen. Denn als systemische Branche laufen unsere Bauaufträge und
Baustellen weiter. Dabei haben die statisti- schen Daten noch nicht genau ausgemacht, ob und wie weit die baukonjunkturelle Lage coronabedingt zu korrigieren ist. Sicher ist nur, dass alles im Fluss ist.
Das Koordinatennetz der Weltwirtschaft und innerhalb Europas bestimmt sich mit vielen Koeffizienten neu. Dass dabei wert- bestimmende und wertbeständige Bran- chen im Fokus wertsichernder Investitionen sind, zeigen uns vor allem Bankendaten. So steigen trotz oder gerade wegen Corona die Preise für Wohnungseigentum und in de- ren Gefolge die Preise für gewerbliche und öffentliche Bauleistungen. Dass dabei die Nettorendite unserer Betriebe nicht außen vor bleiben darf, ist eine Binsenweisheit. Nicht von ungefähr will die EU-Kommissi- on und wollen die Regierungsvertreter auf Bundes- und Landesebene weiterhin die Baukonjunktur auf breiter Ebene unter- stützen. Das ist aus bundespolitischer Sicht auch dem sich am Horizont abzeichnenden Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 ge- schuldet. Aber realistisch gesehen ebenso dem Fakt, dass mit Blick auf demographi- sche Entwicklungen und die nachwirkenden Investitionsversäumnisse der letzten 20 Jahre der Wohnungsbedarf verstetigt hoch ist und die Investitionen vor allem in infra- strukturelle Maßnahmen ein Mittel zur Si- cherung des Standortes Deutschland sind.
Mit ein wenig Luft zum Atemholen haben die Tarifvertragsparteien mit dem diesjährigen Schlichterspruch das Ihrige dazu getan, mit einem vertretbaren Ergebnis den Baumarkt nicht unnötig und nicht zu sehr zu belas- ten. Gleichwohl ist es erstaunlich, dass es nicht in freien Verhandlungen gelungen ist, zu diesem vernunftorientierten Ergebnis zu gelangen, sondern dass es erst des Schlich- ters bedurfte, überschwängliche Vertei- lungsfantasien einiger Gewerkschafter einzufangen. Man wird sehen, wie die von
einer einzusetzenden Beratungskommissi- on zu erledigenden Hausaufgaben bewältigt werden. Hierzu zählen nicht nur Fragen des Verhältnisses Mindestlohn 1 und 2 sowie Tarifentgeltgitter, sondern auch Fragen zu- sätzlicher Belastungen insbesondere zum Wegegeld.
Von vielen vielleicht unbemerkt, ist das tarif- liche Geschehen in der Bauwirtschaft infek- tiös geworden. Denn kaum ist die Tarifrunde Entgelt 2020 abgeschlossen, laufen die Ta- rifverhandlungen zum Mindestlohn erneut an. Denn das Schlichtungsergebnis 2019 zum Mindestlohn endet in diesem Jahr. Die Gewerkschaft hat bis dato eine Forderung nicht substantiiert. Sie erwartet nach ihren eigenen Presseverlautbarungen wie üblich „einen Schluck aus der Pulle“. Wir werden Sie darüber weiter informieren. Denn „ein Schluck aus der Pulle“ könnte dazu führen, dass der Mindestlohn mit Blick auf die Ent- wicklungen des gesetzlichen Mindestlohnes sich irgendwann selbst erledigt.
Einige unserer Mitglieder hatten mit Bezug auf die zahlreichen Investitionsprogramme von Bundes-und Landesregierung die Be- fürchtung, dass mit diesen Geldern Firmen gestützt würden, die damit einen Preiswett- kampf finanzieren könnten. Diese Befürch- tung ist nach den aktuellen Daten nicht zu belegen. Mit dem alten Piratengrundsatz „Nimm mit, was du kriegen kannst und gib nichts wieder her..." haben viele auch auf- grund unserer Empfehlungen diese Gelder zur Nutzung ihrer Liquiditätssicherung ein- gesetzt. Und erstaunlich viele zahlen der- zeit nicht in Anspruch genommene Mittel wieder zurück. Die öffentlichen Programme mit Blick auf Unwägbarkeiten zur zweiten Coronakrise zu nutzen, bleibt insgesamt mit Blick auf die vernünftige Handhabung der Antragsteller weiterhin unsere Empfeh- lung. Haben Sie bitte, auch das gehört dazu, immer wieder einen Blick auf Programme, Erläuterungen und Ansprechpartner zu Co- rona unter www.bau-sh.de
Und dann ist das Jahr schon wieder fast vor- bei. Nicht nur wegen Corona wird uns 2020 in Erinnerung bleiben. Denn wie gesagt: Die Koordinaten von Beziehungen und Wirt- schaftsverflechtungen, von Anforderungen auf den Geldmärkten, von Digitalisierung und Wahlergebnissen werfen ihre Schatten voraus. Wir gehen also weiterhin spannen- den Zeiten entgegen!
Mein Team und ich wünschen allen unseren Mitgliedern unter dem Banner „Die Bau- wirtschaft im Norden", dass wir weiterhin als Stütze der Wirtschaft in Deutschland wahrgenommen werden, dass zahlreiche auskömmliche Aufträge platziert werden und damit bei allen Unsicherheiten für Sie, Ihre Familien und Ihre Mitarbeiter und Mit- arbeiterinnen eine weiterhin gut ausbalan- cierte Wirtschaftslage im kommenden Jahr realisiert wird. Und dass wir uns alle in ein paar Monaten beim nächsten persönlichen Treffen wieder die Hände reichen und in der Rückschau sagen können: „Es ist mal wie- der gut gegangen!“
Bleiben Sie uns gewogen! Bleiben Sie ge- sund! Mein Team und ich wünschen Ihnen ein gesegnetes und besinnliches Weihnach- ten und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2021!
Wir machen das! Ihr
            © Pat Scheidemann
















































































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