Page 31 - Bau Aktuell - August 2021
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  Autorin
M.A. phil. Hilke Ohrt Pressesprecherin presse@bau-sh.de
    BAU AKTUELL 3 2021 / Die Bauwirtschaft im Norden
   tunnel zwischen Kopenhagen und Malmö mit Erfolg umgesetzt worden ist. Es wird, laut Femern A/S, ein Graben im Meeresbo- den ausgehoben (60 m breit, 16 m tief und 18 km lang). Die dabei anfallenden 19 Mio. Kubikmeter werden zur Landgewinnung insbesondere auf dänischer Seite (3 qkm Fläche) eingesetzt werden. In den Graben werden hohle Betonelementen mit jeweils 217 Metern Länge eingebettet. Jedes Ele- ment wiegt 73.000 Tonnen. Anders als der Öresundtunnel erhält der Fehmarnbelttun- nel zehn Spezialelemente mit zusätzlichem Untergeschoss für Wartung und Betrieb des Tunnels.
Die hohlen Stahlbetonelemente werden in einer eigens im Hafen von Rødbyhavn ge- bauten Fabrik, die eine Grundfläche von 200 Fußballfeldern hat, in Serienproduktion gefertigt. Da sie hohl und mit Schotten ab- gedichtet sind, sind sie trotz ihres Gewichts schwimmfähig und können so zum Tunnel- graben geschleppt werden. In ihrer Position angekommen, werden sie durch das Fluten von Ballasttanks abgesenkt.
Auf der dänischen Insel Lolland und auf Fehmarn werden Arbeitshäfen eingerich- tet, über die ein Teil des Materialtransports abgewickelt werden soll. In Rødbyhavn und auf Lolland werden Umspannwerke er- richtet, die die Anlagen im Fehmarnbelt- tunnel sowie die Züge in den Bahnröhren mit Ökostrom versorgen sollen; außerdem soll Strom für E-Autos geliefert werden. Die Schleswig-Holstein Netz AG errichtet im Auftrag von Femern A/S südöstlich von Puttgarden sowohl ein permanentes Um- spannwerk für den Betrieb als auch ein temporäres Umspannwerk für die Bauzeit
des Tunnels. Die Fertigstellung des Tunnels ist nach derzeitigem Stand für 2029 vorge- sehen.
Zum Stand der Arbeiten auf beiden Seiten
Der Arbeitshafen bei Rødbyhavn soll bis Ende dieses Jahres fertiggestellt sein. Zudem fiel auf dänischer Seite zum Jah- reswechsel der Startschuss für die Tun- nelelementfabrik sowie die Portal- und Rampenanlagen. Auf Fehmarn sind einige bauvorbereitende, ökologische Maßnahmen im Rahmen des genehmigten Sofortvollzugs umgesetzt worden und es laufen geotechni- sche Untersuchungen. Seit diesem Frühjahr beginnen Vorarbeiten für die Einrichtung der Baustelle bei Puttgarden, im Sommer wird die Baustelle eingerichtet.
Das Projekt bleibt umstritten, wird aber gebaut
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am 3. November die bei ihm anhängi- gen Klagen gegen den Planfeststellungs- beschluss für den deutschen Vorhaben- abschnitt der Festen Fehmarnbeltquerung von Puttgarden nach Rødby abgewiesen. Das Gericht hatte über insgesamt sechs Klagen zu entscheiden. Kläger waren zwei Umweltverbände und drei Unternehmen. Damit sollte sich auch das Landesparla- ment zum Vorhaben bekennen, forderte die Koalitionsfraktionen, damit Schleswig-Hol- stein die Potenziale dieses Projekts optimal nutze.
In der Landtagssitzung im Mai warb Wirt- schaft- und Verkehrsminister Dr. Bernd
Buchholz entsprechend dynamisch für das Infrastrukturprojekt. „Wir haben Baurecht und mit dem Bau wird bereits begonnen“, sagte der FDP-Politiker. Er warnte vor vergangenheitsbezogenen Debatten und wünschte sich jetzt Aufbruchstimmung. Denn entlang der Hinterland-Anbindung gebe es viel Potenzial für neue Gewerbeflä- chen.
Auch Thorsten Freiberg, Präsident von Handwerk Schleswig-Holstein e.V. und Vorstandsvorsitzender des Baugewerbe- verbandes Schleswig-Holstein, betonte die Überzeugung, dass der Tunnel die Wirt- schaft auf beiden Seiten des Fehmarnbelts ankurbeln werde: „Hier wünschen wir uns vom Land ein kluges Mitdenken, ausgeklü- gelte Konzepte und vor allem zügige Geneh- migungsverfahren bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Hinterlandanbindung. An dieser Stelle müssten die Betriebe ins Boot geholt werden.
Der Tunnelbau zeigt bereits Spuren im Wirtschaftraum
Der Bau des Fehmarnbelttunnels zeigt erste Spuren im Wirtschaftsraum Osthol- stein. Angesichts des wachsenden Bedarfs an Gewerbeflächen entlang der künftigen Trasse zwischen Deutschland und Däne- mark hat die Stadt Oldenburg ihr Gewerbe- gebiet Am Voßberg um 4,5 auf fast 37 Hektar erweitert. Das 2,2 Millionen Euro teure Vor- haben wird vom Land mit 1,3 Millionen Euro gefördert.
Die Nachfrage nach Flächen ist, laut Wirt- schaftsministerium, über Oldenburg hinaus enorm groß. Oldenburg beabsichtige, sich mit Lensahn und Heiligenhafen zusammen am 21 Hektar großen, interkommunalen Gewerbegebiet Gremersdorf an der A1 zu beteiligen. Aus Buchholz' Sicht dürfe es im Fehmarnbeltkorridor für die Erschließung neuer Gewerbeflächen gern viele Nachah- mer geben. "Davon profitiert nicht nur der Kreis Ostholstein, sondern auch die gesam- te HanseBelt-Region“, so der Minister.
  Auf deutscher Seite: Puttgarden im Mai 2021
          Quelle: Femern A/S
Foto: Pat Scheidemann













































































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