Aktuelle Lage der Bauwirtschaft

Umsätze und Auftragseingänge gestiegen, Rendite nicht verbessert

Kiel. In den größeren Betrieben im Bauhauptgewerbe Schleswig-Holsteins ist der baugewerbliche Umsatz im vergangenen Jahr um 15,1 % auf fast zwei Mrd. Euro gestiegen, hat das Statistikamt Nord bekanntgegeben. Der Zuwachs lag bei 26 % im gewerblichen und industriellen Bau, im Wohnungsbau bei 17 %. Im öffentlichen und Verkehrsbau war lediglich ein plus von vier Prozent zu verzeichnen.

Die Auftragseingänge lagen um 16 Prozent über dem Vorjahreswert bei 1,7 Mrd. Euro: Wohnungsbau plus 18%, öffentlicher und Verkehrsbau plus 16 %,  gewerblicher und industrieller Bau plus 15 %.

„Das ist ein erfreulicher Trend, der hoffentlich weiter anhält. Allerdings sind hier Betriebe mit 20 und mehr Mitarbeitern erfasst; der überwiegende Anteil der baugewerblichen Betriebe in Schleswig-Holstein ist kleiner und diese partizipieren nicht im gleichen Maße“, so Georg Schareck, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbeverbandes Schleswig-Holstein. Insbesondere bei Großprojekten und größeren ÖPP-Modellen würden die mittelständischen Betriebe derart nicht teilhaben können.

Die gestiegen baugewerblichen Umsätze zeigen eine erfreuliche Tendenz, allerdings müssten die veröffentlichten Zahlen betriebswirtschaftlich gelesen werden, um Aussagen über die Situation der Betriebe zuzulassen. „Die vollen Auftragsbücher und die relativ guten betrieblichen Kennzahlen täuschen über die für einen Unternehmer wichtigen Umsatzrenditen hinweg“, so Schareck.

In Schleswig-Holstein hat sich trotz der guten Auftragslage und Konjunktur die Rendite nicht verbessert. Beispiel Massivbau: Hier lag die Rendite 2012 bei durchschnittlich 4,9 % und im Jahr 2015 bei nur noch 4,6 % (Quelle: „Perfakta Betriebsvergleich Massivbau 2015“, veröffentlicht 2017).

Die  hohen Umsätze spiegeln die deutlich gestiegen Kosten beim Bauen wider. Für den Auftraggeber wird Bauen teurer, z.B. durch immer neue Energieeinsparverordnungen.

Der Baubetrieb steht in einem starken Wettbewerb und kann deshalb seine Kosten nicht gänzlich an den Bauherrn weiterreichen. Zudem sind die Ausgaben für beispielsweise Sozialabgaben, Lohnkosten, Energiepreise und Maschinenkosten deutlich gestiegen. „Steigende Abgaben und Lohnkosten machen unseren Betrieben zu schaffen“, so Schareck.

Die positiven Aussichten in der Bauwirtschaft würden auch davon getragen, dass Geld im Land zu Verfügung stehe, beispielsweise für den öffentlichen Bau. Im Wohnungsbau würde die Auftragslage zu einem guten Teil zudem von den niedrigen Baukreditzinsen getragen, die eine spürbar kompensatorische Wirkung gegenüber den gestiegenen Kosten hätten.

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