Baugewerbe schlägt sich trotz Corona

Aufträge im Wert von mehr als 1,78 Mrd. Euro haben die größeren Betriebe mit 20 und mehr tätigen Personen im Bauhauptgewerbe Schleswig-Holsteins in den ersten neun Monaten dieses Jahres angenommen. Der Wert der Auftragseingänge stieg gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5,5 Prozent. Das geht aus den aktuell veröffentlichten Zahlen des Statistikamtes Nord hervor.

„Wir haben zeitweilig einen Anstieg der Orders, allerdings haben wir das gleiche Problem wie andere Bundesländer, nämlich starke Rückgänge im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau, vor allem im öffentlichen Straßenbau“, kommentiert Georg Schareck, der Hauptgeschäftsführer von Die Bauwirtschaft im Norden.

Mit einem Plus von knapp zwölf Prozent auf 561 Mio. Euro war der Anstieg in den ersten drei Quartalen im Wohnungsbau am stärksten. Im Wirtschaftsbau stieg der Wert der Auftragseingänge zunächst leicht auf 560 Mio. Euro (+3,5 %), wobei er im dritten Quartal allerdings um knapp zwölf Prozent im Vergleich um
Vorjahr sank. Eine umgekehrte Entwicklung gab es im Straßenbau, einem Plus von 12,5 Prozent im dritten Quartal steht ein Minus von 7,5 Prozent im gesamten Betrachtungszeitraum gegenüber, so das Statistikamt Nord.
Der baugewerbliche Umsatz lag in diesem Zeitraum mit 2,1 Mrd. Euro um 3,7 Prozent über dem der ersten drei Quartale des Vorjahres. Rückläufig waren allerdings die Umsätze im Wohnungsbau (-4,7 %) und im gewerblichen Hochbau (-3,3 %). „Markt und Prognosen verlangen deutlich mehr Wohnungen und unsere
Baubetriebe stehen mit Lösungen bereit; gebaut werden kann aber nur, was vorher beauftragt wurde“, sagt Schareck, auch mit Blick auf die Umsetzung der Wohnungsbau-Initiativen des Landes. Sorgen bereitet den Betrieben zudem der wohl Corona-bedingte Rücklauf beim gewerblichen Bauen.
Die Reichweite der Aufträge liegt per September bei 5,5 Monaten (Vorjahr 5,3). Allerdings müssten die Zahlen differenzierter betrachtet werden. „Wir haben im Baugewerbe den Effekt, dass Orders eine ganze Weile sinken können, ohne dass sich dies bei der Umsatzentwicklung niederschlägt. In diesem Corona-Jahr
sind wir von den hohen Auftragsbeständen vom Jahresanfang im Umsatz bis jetzt getragen worden“, so Schareck. „Da die Orders aber tendenziell seit März sinken, und in einigen Bausparten sehr stark, besteht die Befürchtung, dass uns das in 2021 einholt.“ Dabei spreche er auch für die Klein- und mittelständischen
Betriebe.


Hier lohne ein Blick auf die Auftragsbestände, die starke Sorgen bereiteten. Per September liegen diese im öffentlichen Bau bei minus 7 Prozent, im öffentlichen Straßenbau bei minus 24 Prozent. „Wir appellieren an die öffentliche Hand, ihre Investitionen zu tätigen und ihre Planungen hierfür schnell umzusetzen“, sagt
Schareck mit Blick auf den öffentlichen Hoch- und Tiefbau. Und mit Blick auf den Straßenbau wünscht sich der Verbandschef schnelle Lösungen, auch in Bezug auf den erfolgten personellen Aderlass und seine Folgen, bei der Überführung in die Autobahngesellschaft. Die Betriebe bräuchten gerade auch in diesen
Zeiten keine Unruhe, sondern Planungssicherheit. 

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