Bauunternehmen nicht für Wohnungspreise verantwortlich

Gesunder Mittelstand baut in Schleswig-Holstein

Gegen die im Spiegel erhobenen Vorwürfe, die Bauwirtschaft trage Mitschuld an der Preisentwicklung im Wohnungsbau, beziehen der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) und der Baugewerbeverband Schleswig-Holstein (BGV SH) Stellung.

"Die Bauwirtschaft baut diejenigen Wohnungen, die von Bauherren/Bauträgern beauftragt werden. Dabei gibt sie nach den Daten des Statistischen Bundesamtes im Wesentlichen die Baukostenentwicklung in den Preisen weiter“, so der ZDB-Hauptgeschäftsführer, RA Felix Pakleppa. Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes lag der Kostenindex für Baukosten in neuen Wohngebäuden in 2016 um 2% über dem Wert von 2015. Die Verkaufspreise für Bauleistungen an neuen Wohngebäuden stiegen in diesem Zeitraum um 2,2% (und damit wie in den Vorjahren auch). Nach der aktuellen Meldung des Statistischen Bundesamtes sind die Preise seit 2008 erstmalig in einem Monat um rund 3% gestiegen.

„Ein hoher Anteil der Baukosten ist politisch indiziert“, sagt Georg Schareck, BGV SH-Hauptgeschäftsführer. Ein guter Teil der erhöhten Bauwerkskosten werden durch die sich immer weiter verschärfenden Energieeinsparvorschriften verursacht. Die Bauwirtschaft setzt sich zudem seit Jahren dafür ein, nicht nur im hochpreisigen Segment Wohnraum zu schaffen. „Wir können Bauen schneller und günstiger machen, das zeigen wir auch mit unserem Vorstoß in Richtung serielles Bauen“, sagt Schareck. „Siehe auch unsere-Plattform: https://www.bau-sh.de/schneller-wohnraum-bauen-mit-iq/.“ Lebenszyklen von Gebäuden könnten kürzer gefasst werden, die standardmäßige Ausstattung der Gebäude sowie die Wirtschaftlichkeit einiger Bestimmungen und Preistreiber in der EnEV sollten überdacht werden. Kostenfaktor beim Bauen ist ebenfalls die Grundsteuer. Hinzu kommen die Tarifabschlüsse; zudem treiben Angebot und Nachfrage die Preise beim Baumaterial hoch.

Auch der Vorwurf: "Der Bauwirtschaft geht es einfach zu gut" verfängt vor diesem Hintergrund nicht. Richtig ist dagegen, dass angesichts der hohen Nachfrage ein hoher Auftragsbestand vorhanden ist, der aber noch nichts über dessen Preise aussagt. In den Hauptgewerken der schleswig-holsteinischen Betriebe im Baugewerbe ist im Jahr 2015 eine Umsatzrendite von 3,6% der Betriebsleistung erwirtschaftet worden, das besagen die Betriebsvergleiche durch perfakta.SH e.V. Aus Preiserhöhungen konnten keine wesentlichen Ergebnisverbesserungen erzielt werden, da Erhöhungen der Verkaufspreise jeweils Kostensteigerungen in nahezu gleicher Höhe entgegenstanden. „Diese Kosten werden unter anderem aufgrund der Wettbewerbssituation nicht an den Markt weitergegeben“, so Schareck. Nicht die Baubranche ist Preistreiber, sondern die oben genannten Faktoren. „Es ist billig, wider besseres Wissen solche betriebs- und volkswirtschaftlichen Falschaussagen zu treffen. Wir wissen, dass die Nettorendite nicht schuld ist, man kann nicht nur auf den Umsatz schauen.“

Bereits zuvor war auch der Vorwurf veröffentlicht worden, dass die Bauwirtschaft die Möglichkeiten der Automatisierung nicht ausreichend nutze und es versäumt habe, sich in eine Industrie zu verwandeln. „In Sachen Produktivitätsentwicklung ist die Branche auf einem gutenWeg. Vielfältige Maßnahmen zur Digitalisierung werden bereits von den Unternehmen in unterschiedlichem Umfang umgesetzt“, so Schareck. Einige Techniken habe sein Verband im vergangenen Monat auf der Kompaktmesse des Bauens NordBau in Neumünster vorgeführt.

„Allerdings lebt die Bauwirtschaft ebenso wie die gesamte Wirtschaft in Schleswig-Holstein vom Mittelstand. Wir haben überwiegend Klein- und mittelständische Betriebe, zum Teil familiengeführte Traditionsunternehmen über mehrere Generationen“, so Schareck. In Schleswig-Holstein haben drei Viertel der Unternehmen im Bauhauptgewerbe weniger als zehn Beschäftigte; insgesamt sind es rund 2.760 Betriebe mit rund 25.800 Mitarbeitern. Es gibt 291 größere Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeitern.

Im Jahr 2000 hat es in den größeren Betrieben noch rund 34.800 Beschäftigte gegeben, 2016 nur rund 13.000 im jeweiligen Jahresdurchschnitt. „Wir haben heute weniger Betriebe und weniger Beschäftigte bei deutlich höherer Wirtschaftsleistung“, so Schareck. Das ist vor allem auf die neuen Bauweisen mit vermehrten industriellen Vorfertigungen und einem höheren Mechanisierungsgrad zurückzuführen. Insgesamt könne man hier von einem gesunden Mittelstand sprechen, der moderne Möglichkeiten der Automatisierung und zunehmend auch der Digitalisierung nutze.

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