Die Lage der Bauwirtschaft zu NordBau2022

Konjunkturentwicklung Bauhauptgewerbe im ersten Halbjahr 2022 –Deutschlandweit und Schleswig-Holstein

 

Das hohe Niveau der Einkaufspreise für Baumaterial erzeugt Druck auf die Baupreise. Das beginnt auf die Baunachfrage zurückzuschlagen. Die Baukonjunktur verliert an Fahrt. Zunächst in Deutschland, doch auch in Schleswig-Holstein ist die Ungewissheit zu spüren

Deutschland – 1. Halbjahr 2022

Für die bundesweite Entwicklung der Baukonjunktur im ersten Halbjahr 2022 hat das Statistische Bundesamt für die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten die aktuellen Bauzahlen herausgegeben.

Demnach erreichten die Umsätze im Bauhauptgewerbe im ersten Halbjahr ein Volumen von ca. 46,5 Mrd. Euro, was einem nominalen Zuwachs von 12,6 Prozent entspricht. Da die Preisentwicklung für Bauleistungen, bedingt durch die hohen Einstandspreise für Material, gegenüber dem Vorjahr um ca. 16 Prozent gestiegen ist, bedeutet dies einen realen Rückgang um ca. 2,7 Prozent. Der Ordereingang im Bauhauptgewerbe belief sich im ersten Halbjahr 2022 auf ca. 51 Mrd. Euro. Dies entspricht einem nominalen Zuwachs um ca. 12 Prozent, real bedeutet es einen Rückgang um 3 Prozent.

Der Umsatz im Wohnungsbau erreichte ca. 12,6 Mrd. Euro, eine nominale Steigerung zum Vorjahreszeitraum um 18,5 Prozent, real noch ein Zuwachs um 2,6 Prozent. Die Order haben hier nominal um ca. 7 Prozent zugelegt, real bedeutet das einen Rückgang um 7 Prozent.

Der Umsatz im Wirtschaftsbau erreichte ca. 19,5 Mrd. Euro, eine nominale Steigerung zum Vorjahreszeitraum um 18,5 Prozent. Real dürfte er damit um ca. 6 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen - dieser Wert wird vom Statistischen Bundesamt nicht ausgewiesen. Die Order im Wirtschaftsbau erreichten 21,4 Mrd. Euro, ein nominaler Zuwachs zum Vorjahr um 14,2 Prozent, der maßgeblich aus dem Wirtschaftstiefbau gestützt wird; nominal +21,5 Prozent. Hierunter fallen die Investitionen der DB aber auch Infrastrukturprojekte an Flughäfen und der Energieversorgung. Real dürften die Order insgesamt damit um gut 2 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen - dieser Wert wird vom Statistischen Bundesamt nicht ausgewiesen, so der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB).

Im öffentlichen Bau legten die Umsätze um nominal ca. 11 Prozent auf 14,5 Mrd. Euro zu. Real dürften der Umsatz im öffentlichen Bau damit laut ZDB um ca. 3 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen - dieser Wert wird vom Statistischen Bundesamt nicht ausgewiesen.

Zur Beschäftigung: Trotz einknickender Nachfrage halten die Unternehmen am Fachkräfteaufbau fest. Zum ersten Halbjahr meldet das Statistische Bundesamt für die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten ca. 524.000 Beschäftigte, ein weiterer Zuwachs um ca. 10.000 Personen

Schleswig-Holstein – 1. Halbjahr 2022

Für die schleswig-holsteinische Entwicklung der Baukonjunktur im ersten Halbjahr 2022 hat das Statistikamt Nord für die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten die aktuellen Bauzahlen herausgegeben.

Die baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe Schleswig-Holsteins sind im ersten Halbjahr 2022 um 24,6 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal von 1,2 Mrd. Euro auf 1,5 Mrd. Euro gestiegen. Für die einzelnen Sparten stellen sich die Umsatzzahlen im Bauhauptgewerbe laut Statistikamt Nord folgendermaßen dar (in Klammer der Prozentsatz zum Vorjahreswert im Vergleichszeitraum): Die Umsätze im Hochbau insgesamt stiegen von 701 Mio. Euro auf 929 Mio. Euro (plus 32,5 Prozent), im Tiefbau insgesamt von 520 Mio. Euro auf 592 Mio. Euro (plus 13,9 Prozent). Dabei stiegen die Umsätze im Wohnungsbau am stärksten von 475 Mio. Euro auf 657 Mio. Euro (plus 38,2 Prozent), im Wirtschaftsbau von 363 Mio. Euro auf 417 Mio. Euro (plus 14,9 Prozent), im öffentlichen Bau und Straßenbau von 383 Mio. Euro auf 448 Mio. Euro (plus 17 Prozent).

Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe Schleswig-Holsteins sind im ersten Halbjahr 2022 um 12,7 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal von 1,4 Mrd. Euro auf 1,5 Mrd. Euro gestiegen. Für die einzelnen Sparten stellen sich die Umsatzzahlen im Bauhauptgewerbe laut Statistikamt Nord folgendermaßen dar (in Klammer der Prozentsatz zum Vorjahreswert im Vergleichszeitraum): Die Auftragseingänge im Hochbau insgesamt stiegen von 740 Mio. Euro auf 840 Mio. Euro (plus 13,4 Prozent), im Tiefbau insgesamt von 611 Mio. Euro auf 684 Mio. Euro (plus 11,8 Prozent). Dabei stiegen die Auftragseingänge im Wohnungsbau von 469 Mio. Euro auf 509 Mio. Euro (plus 8,4 Prozent), im Wirtschaftsbau von 420 Mio. Euro auf 499 Mio. Euro (plus 18,6 Prozent), im öffentlichen Bau und Straßenbau von 462 Mio. Euro auf 516 Mio. Euro (plus 11,6 Prozent).

„Die realen, also preisbereinigten Zahlen dürften unter diesen Prozentwerten liegen. Schleswig-Holstein stellt sich bei den Umsätzen in einigen Sparten noch leicht besser dar als der Bundestrend, denn viele Betriebe arbeiten derzeit Auftragsbestände ab“, kommentiert Georg Schareck, Hauptgeschäftsführer von Die Bauwirtschaft im Norden. Der Überhang lag im Mai noch durchschnittlich bei mehreren Wochen. Probleme bei der Materialbeschaffung, nachfolgend deutliche Preiserhöhungen beim Einkauf, aber auch der Arbeitskräftemangel bremsen die Abarbeitung der hohen Auftragsbestände allerdings weiter. Wenn man sich die Junizahlen separat betrachtet, ist der bundesweite Abwärtstrend bei uns zu spüren, sagt Schareck.

Laut Statistikamt Nord ist der baugewerbliche Umsatz im Juni um 10,7 Prozent gestiegen. Das wird getragen vom Hochbau insgesamt mit 23,1 Prozent Steigerung gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Tiefbau insgesamt hat dagegen einen Einbruch von -3,5 Prozent, der Wirtschaftsbau von -2,0 Prozent.

„Unsere Baubetriebe haben noch viel zu tun, allerdings kann man nicht vorhersagen, wie lange das noch anhält und es zeichnet sich ab, dass weniger Aufträge reinkommen und auch einige Aufträge storniert werden. Es ist, auch bei uns in Schleswig-Holstein, eine zunehmende Verunsicherung bei vielen Bauherren und Investoren angesichts der Preisentwicklungen zu spüren“, so Schareck. Momentan sind verstärkt noch Baumaßnahmen gefragt, die der Energiekrise und dem Klimaschutz geschuldet sind. Allerdings bremsen Faktoren wie Probleme bei der Materialbeschaffung und nachfolgend deutliche Preiserhöhungen beim Einkauf sowie Zinsanstiege die Baukonjunktur auch im echten Norden.

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