Bad Segeberg. Viele Menschen verbinden das Handwerk in der Region Mittelholstein vor allem mit einem: mit Tradition. Das ist auch gut so, denn so können sich Kunden und Mitarbeiter der Betriebe auf bewährte, eingespielte und effektive Abläufe verlassen. Trotzdem hält gerade frischer Wind Einzug in die Branche: Das wurde bei der Einschreibungsfeier des Handwerks Mittelholstein vergangene Woche deutlich, bei der 854 neue Auszubildende feierlich begrüßt wurden. Statt immerzu gleicher Reden sorgten dieses Mal vier junge Menschen, die den Abend in der Bad Segeberger Kreissporthalle moderierten, mit originellem Talk und frechen Fragen für unterhaltsame Abwechslung von insgesamt weit mehr als 1000 Gästen.
Alle vier sind Auszubildende im Handwerk: Marc-Kevin Schütz und der aus den USA stammende Wyatt Wattkins sind Maurer im dritten Lehrjahr, Jessi Stange ist in der Ausbildung zur Elektrikerin und Luca Wagner steckt im ersten Lehrjahr als Dachdecker. „Und, wie ist es so als Kreispräsident – was macht man da, außer Präsident zu sein?“ war eine solche Frage – und Claus-Peter Dieck, Bad Segeberger Kreispräsident, meisterte das souverän: Er hob hervor, dass der Kreis in die berufliche Ausbildung von Jugendlichen investiere. „Es geht darum, Anreize zu schaffen, damit berufliche und akademische Bildung sich annähern“, so Dieck.
Ralf Stamer ist ebenfalls Präsident – er steht der Handwerkskammer Lübeck vor und hat als solcher einen handwerklichen Hintergrund, er ist nach eigener Aussage „Zimmerermeister mit Leidenschaft“. Und er gab den jungen Menschen, die in der Kreissporthalle an ihrer Einschreibungsfeier teilnehmen, den Rat, beharrlich dran zu bleiben und auch bei Rückschlägen nicht aufzugeben: „Versucht, den Weg, den ihr eingeschlagen habt, weiterzugehen. Es ist kein Beinbruch, wenn mal etwas schiefläuft.“ Er wünschte Spaß im Job – „und dass man sich in drei Jahren zur Freisprechung wiedersieht!“
Das Handwerk Mittelholstein hat die Einschreibungsfeier moderner gestaltet, ohne auf wichtige Traditionen zu verzichten. Einerseits sorgten die Azubis, übrigens trainiert von RSH-Moderator Carsten Kock, für Abwechslung. Andererseits blieben auch die feierlichen Elemente erhalten: Immer noch eröffnete Kreishandwerksmeister Michael Kahl die Feier mit drei Hammerschlägen, immer noch entzündeten die Obermeister der elf Innungen ihre Kerzen, und ebenso schrieben sich für jede Innung symbolisch einige Auszubildende ein ins Goldene Buch des Handwerks. „Gott schütze sie und das ehrbare Handwerk“, rief Kahl den neuen Lehrlingen zu – und Wyatt Wattkins rief, mit amerikanischem Dialekt: „Boah, das war schon feierlich! Davon kann ich meiner Freundin in den USA erzählen!“
Ein gekonnter Mix aus Alt und Neu, den der gelernte Maurer, Liedermacher und Sänger Björn Paulsen weiterführte. Er spielte zur Einschreibungsfeier zwei seiner Stücke, die er selbst dem Genre „Deutsch-Rock-Pop mit jeder Menge Spaß“ zuschreibt. „So jung kommen wir nie wieder zusammen, so frei werden wir nie wieder sein“, sang er zur Gitarre – viele im Publikum wippten und schunkelten auf ihren Plätzen vergnügt mit. Zum Schluss ging es für jeden Besucher darum, unter seinen Sitz zu schauen – die Krankenkasse IKK Nord verloste mehrere Fußballspiel-Karten für Holstein Kiel.