Lage der Bauwirtschaft zur NordBau 2021

Konjunkturbild in Deutschland und Schleswig-Holstein

Kiel. Die bauwirtschaftliche Konjunktur zeichnet für Deutschland insgesamt, aber auch für Schleswig-Holstein eine durchwachsene Bilanz für die ersten Monate dieses Jahres.

Das deutsche Baugewerbe war mit einem Rekordauftragsbestand von etwa 56 Mrd. Euro in das Baujahr 2021 gestartet, so der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). Dieser Start ist dann durch den Wintereinbruch, den Pendelrückschlag nach dem Auslaufen des reduzierten Mehrwertsteuersatzes sowie die fortbestehenden Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie zunächst deutlich ausgebremst worden. Zum Ende des ersten Quartals lag der Umsatz nominal noch um fast 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Zu Ende Juni verzeichnet die Branche immer noch ein Minus von ca. 3 Prozent.

Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreichte in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten im ersten Halbjahr 41,3 Mrd. Euro. Das waren 3,1 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Die Auftragseingänge erreichten 45,4 Mrd. Euro und damit einen Zuwachs von 4,8 Prozent. Allerdings bleiben die Aussichten wegen der Probleme in der Materialbeschaffung und der deutlichen Preiserhöhungen beim Einkauf in den nächsten Monaten gedämpft. „Per Juni haben die Preise für Bauleistungen gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent zugelegt. Das hat natürlich auch die nominale Umsatzentwicklung gestützt. Real liegen die Baubetriebe bei der Umsatzentwicklung bei einem Minus von 7 Prozent.

In Schleswig-Holstein haben die größeren Betriebe im Bauhauptgewerbe (mit 20 und mehr Mitarbeitern) im Jahr 2020 Aufträge im Wert von mehr als 2,4 Mrd. Euro angenommen. Der Wert der Auftragseingänge stieg damit gegenüber dem Jahr 2019 um elf Prozent. Das geht aus den Zahlen des Statistikamtes Nord hervor. Der Umsatz ist mit 8,8 Prozent von Gesamtjahr 2019 zu 2020 stark angestiegen. „Der Umsatz im Bauhauptgewerbe stärker gestiegen, als in der restlichen Wirtschaft. Das zeigt einmal mehr, dass wir als wichtige Branche in entscheidendem Maße die gesamtwirtschaftliche Konjunktur stützen“, kommentiert diesen Trend Georg Schareck, der Hauptgeschäftsführer von Die Bauwirtschaft im Norden. Die Baubranche habe als systemische Branche im ganzen Jahr gearbeitet und im vergangenen Jahr habe es am Schleswig-Holsteinischen Bau so gut wie keine coronabedingten Ausfälle von Arbeitnehmern gegeben.

Allerdings sind die baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe im ersten Quartal dieses Jahres um mehr als 17 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal auf 454 Mio. Euro gesunken. Mit einem Minus von rund 22 Prozent war der Rückgang im Wirtschaftsbau am stärksten. Im Wohnungsbau sanken die Umsätze um 17 Prozent auf knapp 187 Mio. Euro. Der einzige Umsatzanstieg konnte im öffentlichen Hochbau (plus drei Prozent auf rund 26 Mio. Euro) verbucht werden, so das Statistikamt Nord.

Nach dem schlechten Start in den ersten zwei bis drei Monaten haben die Umsätze im April (247 Mio.) und Mai (234 Mio.) wieder deutlich angezogen. Auch die Orders steigen insgesamt, sodass sich für dieses Jahr ein positiver Trend voraussehen lässt.

Im ersten Quartal stiegen die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahresquartal um knapp 13 Prozent auf einen neuen Höchststand von 614 Mio. Euro. Das größte Plus gab es im Wohnungsbau (plus 32 Prozent auf 249 Mio. Euro). Bei den Baugenehmigungen ist ein starker seit mindestens fünf Jahren nicht erfolgter Anstieg zu verzeichnen. Die Baugenehmigungen für Wohn- und Nichtwohngebäude haben sich im Juni 2021 (1.103) gegenüber Juni 2020 (638) fast verdoppelt. Möglicherweise ist hier ein Nachholeffekt auszumachen, da coronabedingt weniger Baugenehmigungen erteilt worden sind.

Im Straßenbau sanken die Auftragseingänge dahingegen um 20 Prozent. „Bei den Straßen und Brückenbauwerken in der Zuständigkeit des Landes haben wir eine gute Verstetigung der Investitionslinie und damit Planungssicherheit für unsere Baubetriebe. Allerdings zeichnet sich bei der Zuständigkeit der Autobahn GmbH, die zum Jahresbeginn ihre Arbeit aufgenommen hat, ein anderes Bild ab. Die Vergaben mit großen Auftragsvolumina sind für unsere mittelständischen Straßenbauunternehmen, selbst für größere, nicht repräsentativ“, erklärt Schareck. Das könne das Sinken der Orders in diesem Bereich erklären.

Statistiken hierzu sehen Sie im PDF