Was den Baubetrieben zu schaffen macht

Bauunternehmer besprechen ihre Anliegen mit dem Wirtschaftsminister

Start der Motorradtour, v.l.n.r.: Minister Buchholz. Freiberg. Schareck, Dr Markus Heid

Kemna Bau an der Autobahn-Baustelle am Bordesholmer Dreieck

In den Hallen der Baufirma C. H. Maack GmbH & Co. KG

Auf dem Betriebsgelände von Karl Petersen Bauausführungen GmbH

Kiel. Vergabe und Verstetigung von Bauprojekten, Ausbildung des Fachkräftenachwuchses, Werkverträge, Umsetzung neuester energetischer Anforderungen: Die Baubranche steht vor diesen und weiteren Herausforderungen. Für einen Austausch der Bauunternehmer mit Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz zu diesen und weiteren Themen hatte Die Bauwirtschaft im Norden für den 30. August Betriebsbesuche organisiert.

Angesteuert wurden die Betriebe mit dem Motorrad; begleitet haben den Wirtschaftsminister der Vorstandsvorsitzende des Baugewerbeverbandes Schleswig-Holstein, Thorsten Freiberg, und der Hauptgeschäftsführer von Die Bauwirtschaft im Norden, Georg Schareck.

Baugewerbeverband und Kemna Bau hatten zur Besichtigung der Autobahn-Baustelle am Bordesholmer Dreieck bei Blumenthal eingeladen. Hier setzt die Autobahn GmbH eine grundhafte Erneuerung auf 10 km Länge in beiden Fahrtrichtungen um. Die Autobahn war 1972 gebaut und die Deckschicht seitdem erst einmal saniert worden. Die jetzige Grundinstandsetzung hat ein Auftragsvolumen von 16 Mio. Euro. Ausgeführt werden die Arbeiten von drei Unternehmen mit Sitz/Niederlassung in Schleswig-Holstein, der Eurovia Teerbau GmbH, der Strabag AG und der Kemna Bau Andreae GmbH & Co. KG., die bei der Auftragsvergabe als Bietergemeinschaft aufgetreten sind. „Ein mittelständisches Unternehmen kann ein Projekt in dieser Größenordnung nicht alleine stemmen“, so Stefan Jung, der Leitung der Niederlassung Nord von Kemna Bau. Baubetriebe und Verband sind sich mit dem Wirtschaftsminister einig, dass die Auftragsvergabe die mittelständischen Straßen- und Brückenbauer einbeziehen müsse, bei größeren Losen eben auch durch projektbezogene Zusammenschlüsse von Betrieben.

Gesprächsanliegen an den Wirtschaftsminister waren vor allem auch die Verstetigung der Ausschreibungen und die Planungssicherheit. Buchholz betonte, dass er bei Infrastrukturprojekten in Landeszuständigkeit versuche, für Planungssicherheit durch eine verstetigte Investitionslinie zu sorgen. Zum Baustellenbesuch gehörte auch eine Vorführung der Asphaltfertigung: In nur einem Arbeitsgang werden mit zwei Beschickern beide Asphaltschichten über die volle Fahrbahnbreite ohne Fuge ausgebracht. Von diesen Maschinen gibt es deutschlandweit nur drei.

In Tornesch ist die Baufirma C. H. Maack GmbH & Co. KG angesteuert worden. Geführt wird der Betrieb in dritter Generation von Marion Maack und Mitgeschäftsführer Rolf Schwarz. Ausgeführt werden hier kleine und größere Baumaßnahmen im Bestand, Anbauten, Umbauten, Neubauten und Sanierungsmaßnahmen; das mittelständische Bauunternehmen vereinigt drei Gewerke (Zimmerer, Maurer, Tischler) unter einem Dach. Beschäftigt sind größtenteils langjährige Mitarbeiter. Hauptanliegen war für den Betriebsbesuch die Sicherung des Fachkräftebedarfs durch die eigene Ausbildung sowie die Integration und gezielte, pragmatische Förderung ausländischer Mitarbeiter.

Obwohl bei Maack mit dualer Ausbildung, dualem Studium und Meisterfortbildung das Thema Aus- und Weiterbildung ein zentrales ist, wird der Nachwuchs wie in der gesamten Branche knapp. Buchholz warb erneut für Ausbildungsverträge; diese könnten auch jetzt noch für das laufende Ausbildungsjahr abgeschlossen werden. Maack und Schwarz regten ebenfalls an, einmal von politischer Seite her die Verzahnung von Studium, Ausbildungszentren und Betrieben zu prüfen und ggf. zu optimieren. Weitere Gesprächsthemen waren die digitale Vergabe, der Glasfaserausbau sowie die derzeitigen Probleme für den Holzbau mit Preisanstieg und Materialknappheit.

In Ahrensburg erfolgte der Betriebsbesuch bei der Karl Petersen Bauausführungen GmbH. Das 1949 gegründete, inhabergeführte Familienunternehmen baut Mehrfamilienhäuser und Gewerbebauten in konventioneller Bauweise „Stein auf Stein“. Der Geschosswohnungsbau mit Miet- und Genossenschaftsbau gehört zum Kerngeschäft. Jährlich entstünden so durchschnittlich 400 Wohnungen im Umkreis von 60 bis 70 Kilometern um den Firmensitz, so Firmenchef Christoph Petersen. Das Wachstum werde allerdings durch den Fachkräftemangel gebremst.

Hier der Appell an die Politik, das Werkvertragsrecht im Bau nicht zu beschneiden. In der Bauwirtschaft sind Werkverträge seit Jahrhunderten gelebte Praxis; in einem komplexen Bauvorhaben wird sich dabei anderer Unternehmen bedient, um bestimmte spezielle Werkleistungen zu erstellen. Auch Buchholz bezeichnete die Werkverträge als sauberes Instrument, das nicht durch schwarze Schafe (wie in der Fleischbranche) kaputt gemacht werden dürfe. Zweites Anliegen von Petersen war das Tempo bei der Umsetzung der energetischen Anforderungen, das für die Realisierung durch die Betriebe viel zu hoch sei. Die Bauunternehmen als Ausführende würden sich für Klimaschutz einsetzen, müssten aber in die politischen Entscheidungen einbezogen werden. Auch damit rannte Petersen beim Wirtschaftsminister offene Türen ein.

Fotos von den Baustellen- und Betriebsbesuchen finden Sie hier:

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