Winter macht dem Bau zu schaffen

Der Baubranche ist es wichtig, gut durch den Winter zu kommen – auch in Bezug auf Corona

Es ist derzeit in Schleswig-Holstein noch ruhiger geworden als ohnehin im Lockdown. Denn auf vielen Baustellen musste die Arbeit eingestellt werden. Das liegt allerdings hier nicht an Corona, sondern am kalten Winterwetter.


„Wir sind sehr zufrieden, dass unsere Baubetriebe während der Pandemie weiterarbeiten können. Doch jetzt fürchten sie, dass die Einschränkungen wegen des schlechten Wetters länger andauern könnten“, sagt Georg Schareck, Hauptgeschäftsführer von Die Bauwirtschaft im Norden.


Denn derzeit ist Bauen nur eingeschränkt möglich. Feuchte und Frostschäden können ebenso zu Problemen auf Winterbaustellen werden wie die nicht sachgerechte Verarbeitung von Materialien. Wenn die Temperaturen unter drei bis fünf Grad plus gehen, ist die Bindung von Beton beispielsweise nicht mehr so einfach möglich. Es gibt zwar Verfahren, wie sie auch in Skandinavien angewendet werden, aber diese sind deutlich teurer. Viele Auftraggeber wollen die höheren Kosten, die anfallen, wenn bei Winterwetter weitergebaut wird, nicht tragen.
In den vergangenen Jahren waren die Winter so mild, dass zum großen Teil durchgebaut werden konnte. „Seit zehn Jahren haben wir zum ersten Mal wieder starke Einschränkungen über einen so langen Zeitraum“, erklärt Schareck. „Wir befinden uns am Ende der zweiten Woche und es wird laut Wetterprognosen in die dritte Woche hineingehen.“
Die witterungsbedingten Einschränkungen in einigen Baubereichen wir Massivbau, Tief- und Straßenbau, führen insgesamt zu längeren Wartezeiten. „Einige Aufträge werden witterungsbedingt aufgeschoben, allerdings können die Planungen und die Baugenehmigungen weitergeführt werden, sodass es dann, wenn sich das Wetter bessert, keine Verzögerungen gibt“, so Scharecks Ratschlag. Das gelte auch für die Baubehörden.


Dahingegen können Holzbaubetriebe auch im Winter ohne größere Einschränkungen weiter bauen. Die in der trockenen und warmen Werkhalle vorgefertigten Holzbauelemente für Wände, Decken und Dach werden auf der Baustelle trocken und somit frostunabhängig aufgestellt. Lediglich die Betonbodenplatte muss vorher noch frostfrei erstellt werden.
Für die Baubetriebe, die in einem witterungsabhängigen Wirtschaftsbereich arbeiten, bedeutet die Schlechtwetterzeit saisonbedingte Arbeitsausfälle. Damit die Betriebe ihre gut ausgebildeten und eingearbeiteten Mitarbeiter nicht in die Arbeitslosigkeit schicken müssen, hat die Bauwirtschaft gemeinsam mit den Tarifvertragsparteien und dem Bund das sogenannte Saison-Kurzarbeitergeld (Saison-KUG) geschaffen. Dieser Regelung entspricht weitgehend dem Kurzarbeitergeld, das die Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie verschiedenen Branchen gewährt.


Zum Kurzarbeitergeld in der Baubranche werden regelmäßig Erhebungen gemacht. Allerdings sind die Zahlen aus diesem Jahr so brandaktuell, dass sie statistisch noch gar nicht erfasst werden können. Im Dezember 2020 gab es nach Aussage der SOKA-BAU insgesamt in Deutschland,  witterungs- und konjunkturbedingt, rund 4,1 Mio. Ausfallstunden durch Saison-KUG und damit rund 46 % mehr Ausfallstunden als im Vorjahr. „Wir rechnen auch bei uns im Land mit einem deutlichen Plus an Ausfallstunden“, sagt Schareck. Er hoffe aber, dass diese Ausfälle langfristig wieder aufgeholt werden können.


Mit Blick auf Corona merkt der Verbandschef an, dass die Baubetriebe zwar weiterarbeiten können, aber deutliche Einschränkungen durch strenge Hygienekonzepte haben. „Wir haben erst im Januar über die staatlichen Auflagen hinaus weitere ergänzende umfangreiche Präventionsmaßnahmen mit den Spitzenverbänden, den Sozialpartnern und der Gewerkschaft vereinbart“, so Schareck und weiter: „Unsere Betriebe halten sich an die Hygienekonzepte und Corona-Auflagen und das machen die Bauunternehmer und Mitarbeiter aus Überzeugung.“
Das zeige auch, wie wichtig es für die Baubranche ist, sicher durch den Winter zu kommen. Schließlich trage sie in entscheidendem Maße die gesamtwirtschaftliche Konjunktur und darüber hinaus sei das Land noch lange nicht fertiggebaut.
 

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