Page 9 - Bau Aktuell - August 2020
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  STATT NORDBAU CORONA-ZWISCHENBILANZ PARTNER RESTART DER WIRTSCHAFT BEREICHE & BETRIEBE FACHBEREICH
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  Autorin
M.A. phil. Hilke Ohrt Pressesprecherin presse@bau-sh.de
    BAU AKTUELL 3 2020 / Die Bauwirtschaft im Norden
  und belastet die Erholung. Der Wiederan- stieg der Produktion wird langwieriger als der Absturz, ähnlich wie beim Bergsteigen, auch weil die Wirtschaft Blessuren davon- getragen hat“, sagt IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.
Der Ausblick auf die wirtschaftliche Ent- wicklung unterliege weiterhin einer erhebli- chen Unsicherheit, so die Wirtschaftsexper- ten. Vor allem der weitere Pandemieverlauf sei von großer Bedeutung.
Die Coronakrise bremst Konjunkturent- wicklung im Baugewerbe deutlich.
Für die Bauwirtschaft hatte der Zentral- verband Deutsches Baugewerbe (ZDB) in einem ersten Szenario im Mai erwartet, dass die Bauwirtschaft am Ende des Jahres denselben Umsatz wie 2019 erwirtschaf- tet haben würde. Das würde einen Rück- gang von real etwa drei Prozent bedeuten; wenn es schlechter liefe, wären es nominal minus zwei Prozent und real minus fünf Prozent.
Bereits sehr früh waren Aufträge in deut- lichem Umfang storniert worden und im zweiten Halbjahr dieses Jahres wird mit einer weiter nachlassenden Ordertätigkeit gerechnet.
Zum Redaktionsschluss der Bau aktuell hat das Statistische Bundesamt aktuelle Kon- junkturdaten für das Bauhauptgewerbe ver- öffentlicht (Stand 25. Juni). Diese umfassen den Berichtszeitraum April 2020 und gelten für Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten. Daraus wird ersichtlich, dass die Coronak- rise ihre Spuren in der Baubranche hinter- lässt. „Der Rückgang der Auftragseingänge im April um real -5,3 Prozent ist alarmie- rend und dämpft die Erwartungen an das zweite Halbjahr erheblich“, kommentiert der ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pak- leppa die Daten.
Im April hat besonders der Orderzugang im anteilsstarken Hochbau gelitten (nominal -10 Prozent). Betroffen sind vor allen Din- gen der Wohnungsbau (ca. -12 Prozent) und der Gewerbehochbau (ca. -9 Prozent). Aus dem öffentlichen Hochbau gehen seit drei Monaten weniger Aufträge ein. Da im Monat April bestehende Auftragsbestände abgear- beitet werden konnten, zeichnen die Daten
Die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns treffen auch die deutsche Bauwirtschaft.
 zur Umsatzentwicklung erwartungsgemäß ein besseres Bild. Allerdings wird auch hier ein Tempoverlust erkennbar. Lagen die Zu- wachsraten in den ersten drei Monaten des Jahres noch zwischen 11 Prozent und 14 Prozent, waren es im April noch +3,7 Pro- zent.
Die Ursachen und Auswirkungen
auf die einzelnen Sparten sind vielfältig.
Experten rechnen damit, dass der priva- te Wohnungsbau angesichts der unsiche- ren Einkommensperspektiven gedämpft wird, das gilt auch für Investitionen von Wohnungsunternehmen beispielsweise in Instandhaltungen, da hier mit Mietausfäl- len zu rechnen ist. Im Wohnungsbau wirkt allerdings der in den letzten Jahren nicht abgebaute Bedarf an Wohnungen stützend; der Bestand an Baugenehmigungen hat ei- nen Vorlauf von knapp zwei Jahren. Die Bau- fertigstellungen schätzungsweise werden bundesweit auf dem Niveau von 2019 bei ca. 300.000 Wohnungen erwartet (bisher für 2020 prognostiziert 310.000 Wohnungen).
Im Wirtschaftsbau wird aufgrund der Lage damit gerechnet, dass Unternehmen ihre
Investitionen in Bautätigkeiten weiter deut- lich zurückfahren werden. Als Trendaussa- ge ist Anfang Mai die Erwartung zur Um- satzentwicklung von +5,5 Prozent auf ca. -3,5 Prozent angepasst worden und wird wahrscheinlich noch einmal nach unten korrigiert werden müssen, wenn sich die Zahlen aus dem April verfestigen.
Die Kommunen sind mit einem Anteil von 60 Prozent der wichtigste Auftraggeber öffent- licher Bauinvestitionen. Die Prognose der Umsatzentwicklung im öffentlichen Bau für 2020 wird zu diesem Zeitpunkt (Stand Mai 2020) von +4 Prozent als Trendaussage auf 0 Prozent angepasst. Dabei ist eingepreist, dass der Bund beabsichtigt, seine geplanten Budgets für die Infrastruktur umzusetzen. Die Vorhersage war aufgrund stagnierender Orderentwicklung im Straßenbau und redu- zierter Aufträge im öffentlichen Hochbau getroffen worden.
           Foto: Pat Scheidemann
Quelle: Bild von Photo Mix auf Pixabay













































































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