Fachkräftebedarf am Bau: Fach- und Führungskräfte fehlen

Bauwirtschaft wirbt um Nachwuchskräfte

Kiel. Obwohl deutschlandweit jährlich viele Lehrlinge ihre Ausbildung erfolgreich abschließen, mangelt es in den Unternehmen und auf den Baustellen an ausgebildeten Fachkräften. Deutschlandweit hat sich die Engpasssituation verschärft. Auch in Schleswig-Holstein wird es auf dem Bau enger.

In der gerade veröffentlichten "Fachkräfteengpassanalyse Juni 2017“ stellt die Bundesagentur für Arbeit (BA) fest, dass neben dem Bereich der gewerblichen Arbeitnehmer insbesondere im Bereich der Aufsichtskräfte des Hoch- und Tiefbaus in mehreren Bundesländern Engpässe deutlich sichtbar werden. Auch in Schleswig-Holstein spannt sich in allen Bereichen die Lage an.

„Die Branche ist besorgt über den Ausfall an Fachkräften, da mehr Beschäftigte das Rentenalter erreichen, als junge Fachleute nachrücken“, sagt Jan Jacobsen, Geschäftsführer vom Baugewerbe­verband Schleswig-Holstein (BGV SH). Verschärft werde die Lage dadurch, dass die Auftragslage in der Bauwirtschaft zurzeit gut sei.

Eine Befragung der schleswig-holsteinischen Betriebe durch den Verband habe ergeben, dass bereits jetzt Bautätigkeiten durch den Mangel an Arbeitskräften behindert würden. 45,7% der befragten Betriebe verwiesen auf fehlende Facharbeiter, 13% beklagten sogar den Mangel an Hilfskräften.

„Aus den erfassten Daten des Statistikamtes Nord für größere Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten (siehe Grafik Folgeseite) kann man erkennen, dass es über die Jahre eine quasi gleichbleibende Mitarbeiteranzahl gibt, wir jedoch eine stark schwankende, aber stetig wachsende Auftragseingangslage haben“, so Jacobsen. Diese Daten spiegelten die Gesamtsituation aller Betriebe und seien ein Indikator für den zunehmenden Fachkräftebedarf.

„Es zeigt sich also eine Engpasssituation, welche sich in Zukunft noch verschärfen wird. Hierauf müssen uns einstellen und Maßnahmen dagegen ergreifen“, sagt Jacobsen. Mittel der Wahl seien hier die Ausbildung, aber auch Weiterbildungen und Qualifikationen. Es dauere eben einige Jahre nach der Ausbildung um Fach- und Führungskräfte herauszubilden. Und passende Lehrlinge seien bereits jetzt schwer zu finden.

Insgesamt bilden in Deutschland über 14.594 zumeist inhabergeführte mittelständische Betriebe in einem oder mehreren der 18 Berufe im Hoch-, Tief- oder Ausbau aus. Deutschlandweit waren 11.282 Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr (Stand 31.12.2016).

In Schleswig-Holstein gibt es mehr als 1.000 Ausbildungsbetriebe. Laut Berufsgruppenstatistik der SOKA-BAU sind hier im Bereich der Bauwirtschaft (Handwerk und Industrie) zum Stichtag 31.03.2017 genau 1.997 Lehrlinge erfasst worden. Zu ihnen gehören im Bauhandwerk beispielsweise 691 Lehrlinge im Zimmerer-Handwerk, 436 im Maurer-Handwerk, 166 im Straßenbauer-Handwerk, 78 im Fliesenleger-Handwerk, 34 im Beton- und Stahlbetonbauer-Handwerk sowie drei im Brunnenbauer-Handwerk.

Eine aktuelle Studie der SOKA-Bau und des FAZ-Instituts hat gezeigt, dass die Jugendlichen, die sich für eine Ausbildung in einem der Berufe am Bau entschieden haben, mit ihrer aktuellen Berufsausbildung am Bau zufrieden (93,5 %) sind, ein Viertel von ihnen gab an, sogar sehr zufrieden (24,8 %) zu sein.

Das Handwerk wirbt mit verschiedenen Kampagnen und Aktionen um Nachwuchskräfte und zeigt das moderne Image der Bauberufe. Der Baugewerbeverband Schleswig-Holstein hilft bei der Berufswahl und vermittelt auch Ausbildungsbetriebe in Schleswig-Holstein.

Auf der NordBau in Neumünster erhalten Schüler im Rahmen der Nachwuchswerbung „Faszination Bauberufe nordjob Bau“, an der sich der BGV SH beteiligt, am 14. September die Gelegenheit, Berufe in der Bauwirtschaft zum Anfassen kennenzulernen. Am 21. September messen sich die besten Gesellen in den jeweiligen Bauberufen bei den Landesmeisterschaften in Eutin.

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