Page 5 - Bau Aktuell - Dezember 2017
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einen unausweichlichen Trend hin zu BIM Building Information Modeling. Wer nicht in diese Richtung denke, riskiere, vom Markt verdrängt zu werden.
Fachkräftebedarf kompensieren
Neben dem Wettbewerb gilt es, den Fach- kräftebedarf zu kompensieren. Das wird nicht vollständig gelingen, wie Untersuchun- gen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Be- rufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg (IAB) zeigen. Um die Auswirkun- gen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt zu bestimmen, hat das Institut die Anteile der Tätigkeiten, die innerhalb eines Berufs bereits heute durch den Einsatz von Compu- tern oder computergesteuerten Maschinen ersetzt werden könnten, berechnet.
Sehr hoch ist das Potenzial in Fertigungsbe- rufen (ca.70%) und Fertigungstechnischen Berufen (ca. 65%). In den Bau- und Ausbau- berufen ist die Möglichkeit der Ersetzbarkeit durch Computer mit weniger als 35% ver- gleichsweise gering. In Schleswig-Holstein fällt das Substuierungspotenzial mit etwa 12% insgesamt über alle Berufe hinweg ge- ringer aus als im deutschen Durchschnitt (rund 15%), da hier die Wirtschaft mehr von personalintensiven Dienstleistungsberufen geprägt ist als von substituierbaren Produk- tionsberufen.
Interessant ist auch das Ergebnis im Hin- blick auf die Qualifikation der sozialversi- cherungspflichtig Beschäftigten. „In den Bau- und Ausbauberufe haben Helfer das niedrigste Substituierbarkeitspotenzial, Spezialisten das höchste“, so das IAB. Er- klärt werden könne das vor allem mit den technologischen Möglichkeiten, die sich bereits heute durch den Einsatz von Com- putern bei der Planung und Berechnung von Bauwerken für die Spezialisten ergäben.
Die digitale Transformation wird die Un- ternehmen der Bauwirtschaft stärken, allerdings wird sie den Mitarbeiterbedarf nicht komplett kompensieren. Die Arbeits- marktprognose 2030 der Bundesregierung geht in zwei Szenarien davon aus, dass die Digitalisierung einen Rückgang der Be- schäftigten in der Baubranche bis 2030 um 13.000 Beschäftigte und eine beschleunigte Digitalisierung einen Rückgang um 53.000 Personen zur Folge hätte. Derzeit sind rund 790.000 Personen im Bauhauptgewerbe be- schäftigt.
Die Lage in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein hatte es bereits, vor allem durch Automatisierungsprozesse und Vorfertigungen, einen Rückgang an Mitar- beitern im Bauhauptgewerbe gegeben. Im Jahr 2000 gab es in den größeren Betrieben
mit mehr als 20 Mitarbeitern im Jahres- durchschnitt noch rund 34.800 Beschäftigte, 2017 nur noch 13.000. Weitere Digitalisie- rungen werden die Mitarbeiterlücke aller- dings nicht vollständig schließen.
Eine Befragung der schleswig-holsteini- schen Betriebe durch den Baugewerbever- band Schleswig-Holstein hat ergeben, dass bereits jetzt Bautätigkeiten durch den Man- gel an Arbeitskräften behindert würden. 45,7% der befragten Betriebe verwiesen auf fehlende Facharbeiter, 13% beklagten so- gar den Mangel an Hilfskräften. „Wir haben Vorlaufzeiten von vier bis sechs Monaten“, so Hauptgeschäftsführer Georg Schareck. Es zeige sich eine Engpasssituation, wel- che sich in Zukunft noch verschärfen wer- de. „Hierauf müssen wir uns einstellen und Maßnahmen dagegen ergreifen.“
Erste Mittel der Wahl, um die Lücke der Be- schäftigten zu schließen, ist die Ausbildung (siehe auch Seite 8). Des Weiteren sollten Potenziale von Frauen genutzt werden und Betriebe sollten auch Chancen für lern- schwächere Jugendliche und für Flüchtlin- ge bieten.
 BA
Tablet und Computer sind heutzutage Begleiter auf Baustellen.
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BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  Dezember 2017
Foto:© goodluz - Fotolia.com


































































































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