Page 8 - Bau Aktuell - Dezember 2017
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Interview mit Jörn Arp, Präsident der Handwerkskammer Flensburg
Wie bekommt man JUGENDLICHE vom Schreibtisch weg auf die Baustelle?
p Fachkräftemangel ist in aller Munde und auch unsere Unternehmen fangen an zu klagen, dass sie ihre Ausbildungsplätze nicht mehr so leicht besetzen können. Die Bezahlung kann es ja wohl nicht sein und die geringe Nachfrage nach Hand- werksberufen bedeutet ja auch beste Perspektiven für die Zukunft. Was den- ken Sie, woran es liegt, dass junge Men- schen diese Berufe eher ablehnen?
Arp: Es ist sicherlich auch eine Frage des Images, dass Handwerksberufe zum Teil abgelehnt werden. In der Ge- sellschaft ist das Thema Studium und akademische Laufbahn mittlerweile fest verwurzelt und hat zu einer Fehlent- wicklung mit einer zu hohen Akademi- kerquote geführt. Wir müssen wieder dahin kommen zu sehen, dass Hand- werk goldenen Boden hat, mit guten Karrierechancen und guten Verdienst- möglichkeiten. Die Imagekampagne hat sicherlich dazu beigetragen, dass wir im Handwerk in den letzten vier Jahren eine steigende Zahl an Lehrlingen ha- ben; im Bauhauptgewerbe kommt auch die gute Auftragslage hinzu.
p Digitalisierung bietet für junge Men- schen einen großen Reiz, aber auch eine Überforderung an Informationen. Wird die Digitalisierung letztendlich der Baubranche/dem Handwerk in die Hän- de spielen? Gibt es einen Imagegewinn durch moderne Technologien? Oder wählt man den Beruf weg von der Reiz- überflutung raus in die Praxis?
Arp: Handwerk und Digitalisierung ge- hen heute eng zusammen. Wir haben immer mehr mit digitalen Technolo- gien zu tun, darüber hinaus brauchen wir handwerkliche Leistungen. Es ist schwer zu sagen, ob Digitalisierung ei- nen Anreiz für die Berufswahl bietet. Die Wahl des Berufes wird jedenfalls nicht wegen der Digitalisierung getroffen, es geht vielmehr darum, das Handwerk zu lernen; digitale Anwendungen wer-
den dann genutzt, wenn sie gebraucht werden. Als Anreiz sollten jungen Men- schen vielmehr Karriereschritte und Perspektiven aufgezeigt werden.
p Die Digitalisierung schreitet weiter vo- ran. Welche Herausforderungen bietet das für eine zukunftsfähige Ausbildung?
Arp: Die Digitalisierung ist seit etwa zehn Jahren in den Betrieben im Gange; der Prozess schreitet immer weiter fort und wird wahrscheinlich in BIM als End- ziel für die Prozessverknüpfung mün- den. In den Berufsschulen und Überbe- trieblichen Ausbildungszentrum werden verschiedene digitale Prozesse bereits angewendet und gelehrt, die Lerninhal- te sind bereits und werden weiter dahin- gehend angepasst. Die Anfänge sind ge-
Jörn Arp, Präsident der Handwerkskammer Flensburg, Bauinnung Rendsburg
macht und man muss natürlich darauf achten, dass man am Ball bleibt.
Informationen bieten auch die Kompe- tenzzentren Digitales Handwerk der Hand- werkskammern, https://handwerkdigital.de
 BA
Lehrlinge im Baugewerbe in Zahlen
Die Zahl der Lehrlinge im Baugewerbe hat sich in der Zeit vom 1. Oktober 2016 bis zum 30. September 2017 in den alten Bundesländern (ohne Berlin/West) um 5,0% auf 28.791 und in den neuen Bun- desländern (ohne Berlin/Ost) um 10,0% auf 4.630 erhöht.
In Schleswig-Holstein hatten wir im Baugewerbe über alle Sparten und Ausbildungsarten hinweg zum Stichtag 30. September 2016 nach der aktuellen Berufsgruppenstatistik der SOKA-BAU 1.911 Auszubildende, zum 30. Septem- ber 2017 1.922, ein Plus von 0,58%; da- von im Ausbau 862 (2016) und 844 (2017), im Hochbau 542 (2016) und 550 (2017), im Tiefbau 332 (2016) und 349 (2017).
Im ersten Ausbildungsjahr stieg die Anzahl an Lehrlingen im gleichen Zeit- raum im Ausbaugewerbe von 268 auf 273 (+1,87%), im Hochbau von 189 auf 191 (+ 1,06%) und im Tiefbau von 118 auf 135 (+14,4%).
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BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  Dezember 2017
Foto: SOKA-BAU
Foto Handwerkskammer Flensburg


































































































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