Page 9 - Bau Aktuell - Dezember 2017
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Bedarf an Ingenieuren wird mit wenigen Studienplätzen nicht gedeckt
STUDIENGANG BAUINGENIEURWESEN
Der Studiengang Bauingenieurswesen kommt schnellstmöglich nach Kiel. Be- reits zum Wintersemester 2018/2019 soll
gestartet werden. Zu Beginn rechnet die Landesregierung mit mindestens 40 Stu- denten, geplant sind vier Professorenstel- len.
Wissenschaftsministerin Karin Prien be- gründete die Entscheidung damit, dass der Fachkräftemangel im Land gelindert wer- den müsse. Es gehe dabei nicht um Stand- ortfragen von Hochschulen. „Eines ist klar: Wir brauchen beide Hochschulen - Kiel und Lübeck - um den Bedarf an Bauingenieuren zu decken. Beide Standorte ergänzen sich regional und inhaltlich“, so Prien. Die Fach- hochschule Lübeck solle der Standort blei- ben, der Studiengänge für Bauingenieure und Architekten in großer fachlicher Breite und sowohl im Bachelor- und Masterbe- reich anbiete. Kooperationsmöglichkeiten zwischen beiden Hochschulen sollen zudem geprüft und genutzt werden.
Für den Baugewerbeverband Schleswig- Holstein und den Verband Handwerk Schleswig-Holstein e.V. lobte Thorsten Frei- berg die Maßnahme als ersten Schritt in die richtige Richtung, betonte aber, dass dieser
Luftbildaufnahme - Campus der FH Kiel
noch nicht ausreiche: „Den zusätzlichen Studienplätzen, die das Land damit schaf- fen will, steht schon heute ein Bedarf von mehr als 500 Ingenieuren allein in Schles- wig- Holstein gegenüber. Man darf auch nicht vergessen, dass die ersten Ingenieu- re frühestens nach drei Jahren überhaupt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wenn man sofort mit der Ausbildung starten würde.“
Die Architekten und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein hatte zuletzt im Sep- tember bei einer Umfrage unter 322 Archi- tekten- und Ingenieurbüros im Land 324 offene Stellen gemeldet, hinzu kommen die
offenen Stellen der öffentlichen Hand. In der letzten Legislaturperiode sind 30 neue Stel- len für den Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr ausgeschrieben worden, davon sind bis heute erst 21 besetzt, heißt es aus dem Landtag.
Kritisiert wird schon seit langem die Fehl- entscheidung, den Standort Eckernförde zu schließen. Die Ausbildungsstätte für Bau- techniker und Architekten in Eckernförde gehörte zur Fachhochschule Kiel, bis sie zum Wintersemester 2007/08 in den Fach- bereich Bauwesen der Fachhochschule Lü- beck integriert wurde.
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kommt
Handwerksbetriebe sichern und die Gründung fördern
Land will MEISTERAUSBILDUNG fördern
Meisterbetriebe treiben nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung im Land mit qualifizierter Arbeit voran, sie bilden
auch aus und sorgen so für den Fachkräf- tenachwuchs. In Schleswig-Holstein prüft das Wirtschaftsministerium, auf Vorschlag des Parlaments, die Einführung einer Meis- tergründungsprämie. Sie soll als weiterer Anreiz dienen, sich mit einem eigenen Un- ternehmen selbständig zu machen oder ei- nen Betrieb zu übernehmen.
Die Handwerksorganisationen und der Bau- gewerbeverband Schleswig-Holstein set-
zen sich seit langem für eine Stärkung des Meistertitels ein. BGV-Vorstandvorsitzender Thorsten Freiberg: „Der Meisterbrief ist auch heute noch ein Symbol für Qualität, Leistung und für sichere Arbeitsplätze. Dass der Weg dahin nicht leicht ist, schreckt viele junge Gesellinnen und Gesellen manchmal ab. Hier eine Erleichterung anzubieten und eine echte Motivation seitens des Landes zu schaffen, halten wir für sinnvoll.“
Die Meistergründungsprämie sei eine In- vestition in die Qualifikation von Handwer- kern und könne einen wichtigen Beitrag
zur Qualitätssicherung und zum Verbrau- cherschutz leisten. Im Land sind knapp 31.500 Handwerksbetriebe registriert. Den größten Anteil an der Gesamtbetriebszahl haben laut Handwerkskammern die Bau- und Ausbaugewerke mit insgesamt 9.239 Betrieben, gefolgt von der Handwerksgrup- pen Elektro und Metall mit 8.462 Betrie- ben. Zahlreiche Betriebsinhaber sind be- reits älter als 55 Jahre, im Kammerbezirk Lübeck sind es beispielsweise rund 35%. Hier sind Nachfolgeregelungen gefragt.
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BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  Dezember 2017
Foto: Matthias Riedel


































































































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