Page 3 - Bau Aktuell - April 2017
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EDITORIAL
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,
eine Wahl ist eine Wahl ist eine Wahl? Davon haben wir in diesem Jahr reichlich!
Nachdem Ende März im Saarland ein neuer Landtag gewählt wurde, haben wir diese Möglichkeit Anfang Mai. Wer sich von dem Blätterwaldrauschen in Sachen türkischer Präsidialverfassung und französischer Präsidentschaftswahl noch einen halbwegs klaren Kopf bewahren konnte, tritt dann selbst in Schleswig-Holstein an. Vermutlich wird mancher nach klaren Aussagen suchen, um die eigene Wahl mit der Weichenstel- lung für unser Bundesland nach seiner Sichtweise richtig treffen zu können. Die heiße Phase kommt ja noch. Ich persönlich habe immer wieder "Freude" am sogenannten Wahl-O-Maten. Dieser wird für Schleswig-Holstein Anfang April freigeschaltet.
Man muss schon mit dem entsprechenden sittlichen Ernst an diese Geschichte herangehen, will man nicht überraschende Ergebnisse erhalten. Allerdings hat man hier den Vorteil, seine Vorlieben durch Wiederholung des Wahl-O-Maten so steuern zu können, dass am Ende ein Ergebnis herauskommt, das mit der eigenen Erwartungshaltung zumindest ansatzweise kongruent geht. Das schärft die politische Wahrnehmungsfähigkeit. Vielleicht sollte das der eine oder andere Politiker für sich selbst durchexer- zieren – im Dschungel der Allgemeinplätze zwischen Abbau der Agenda 2010, Verteidigung des Vater- landes vor böser EU und überbordender innerer Sicherheit. Daneben gilt es selbst in Zeiten guter Wirt- schaftslage den Blick auf das zu richten, was den Wohlstand in Deutschland sichert: Die Spielregeln für unsere Wirtschaft, namentlich die unserer Bauwirtschaft in Schleswig-Holstein. Hierzu haben wir wieder die Landtagsparteien zu verschiedenen Punkten gefragt, die wir für aussagekräftig halten. Sie dürfen in unserem Sonderbeileger gespannt auf die Antworten sein. Wenig überraschend ist dabei, dass mit Blick auf die Landtags- und auch die Bundestagswahl in diesem Jahr manch notwendige Klarstel- lung zumindest aufgeschoben wird. Nach dem Motto: „Man weiß ja nie, welche Aussage man in einer irgendwie gearteten Koalitionsvereinbarung vielleicht neu anpassen müsste.“
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das gilt nicht nur im politischen Raum und bei Wahlen, sondern auch bei Weichenstellungen, die uns im Handwerk umtreiben. Es geht nicht nur um die Verteidigung des Meisterbriefes in Deutschland, auch innerhalb der EU (siehe Seite 9). Es geht um Märkte und Vertei- lungspotentiale. Wenn selbst im Handwerk nicht mehr gilt, dass Verträge einzuhalten sind, gerät der Verfasser ins Grübeln. So wurde im Januar vom Ausbaugewerbe die sogenannte Verbändevereinbarung zur Handhabung und Abgrenzung der Allgemeinverbindlichkeitserklärung der Sozialkassentarifverträ- ge unterschrieben. Und dabei kontraindiziert schon klar artikuliert, dass man die völlige Freistellung für alle Betriebe in deren Innungsbereichen von dem Sozialkassensystem der Bauwirtschaft erwarte (siehe Seite 7). Wahlen schärfen die Wahrnehmung. Die große gemeinsame Klammer bei allen Diffe- renzen ist der allseitige Wille, Aus- und Fortbildung als Grundlage unseres Wohlstandes vorzuhalten, zu entwickeln und auszubauen. Hierbei ist das Handwerk überwiegend in Europa vorbildlich.
In der Bauwirtschaft ist – nicht zuletzt mit Blick auf den harten Wettbewerb um Fachkräfte – die Auf- stiegsqualifizierung nicht nur im dualen System bereits Gegenstand vieler tariflicher Vereinbarungen gewesen. Diesen Schatz im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu heben, wird einer der Schwerpunktaufgaben unseres Verbandes in Zusammenarbeit mit dem ZDB in den nächsten Wochen und Monaten sein (siehe Seite 4 ff). Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Das wissen nicht zuletzt die Schleswig-Holsteiner im meerumschlungenen nördlichsten Bundesland. Das wissen auch die Politiker. Ich wünsche Ihnen deshalb bei der Lektüre dieses Heftes, dass Sie den richtigen „Wurm“ finden und an dem richtigen Haken ziehen.
Mit freundlichen Grüßen Ihr
Ihr Georg Schareck
Hauptgeschäftsführer
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BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  April 2017
Foto: BGV SH


































































































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