Page 10 - Bau Aktuell - August 2017
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WANDEL in der Bauwirtschaft
In der Baubranche stehen in den kommen- den Jahren einige große Änderungen bevor. Das betrifft auch die zahlreichen kleinen und mittelständischen Betriebe in Schles- wig-Holstein. Wohnungsbau, Fachkräfte- bedarf und Digitalisierung sind drei der Herausforderungen.
Wohnungsbau: Veränderung der Bauweisen
Im Wohnungsbau versucht man insbeson- dere in den städtischen Verdichtungsräu- men dem knappen Wohnraum und den knappen Baugrundstücken durch eine Ver- änderung der Bauweisen entgegenzuwir- ken. Dachgeschossausbau, Aufstockungen und Wohnmodule sind Lösungen, um Wohn- raum zu schaffen. Die neue Landesregie- rung will in der Landesbauordnung (LBO) „verbesserte Möglichkeiten zur Nachver- dichtung etwa durch flexiblere Regelungen zur Gebäudehöhe und zu Baugrenzlinien sowie Abweichungsmöglichkeiten bei Ab- standsflächenregelungen schaffen“, heißt es im Koalitionsvertrag. „Wir sind auch zu diesem Thema Ansprechpartner der Poli- tik“, sagt Thorsten Freiberg, BGV-Vorstand- vorsitzender.
Eine weitere Anregung sei die Senkung der Baustandards, um Baukosten einzusparen. Die Bauwirtschaft hat bereits zur Flücht- lingskrise 2015 mit „Schneller Wohnraum - Bauen mit IQ*“ gezeigt, dass schnelle und gute Lösungen möglich sind.
Fachkräftebedarf: Imageverbesserung des Bauhandwerks
Obwohl deutschlandweit jährlich viele Lehrlinge ihre Ausbildung erfolgreich ab- schließen, mangelt es auf den Baustel- len an ausgebildeten Fachkräften. (11.282 Auszubildende waren Ende 2016 im dritten Ausbildungsjahr.) „Die Branche ist besorgt über den Ausfall an Fachkräften, da mehr Beschäftigte das Rentenalter erreichen, als junge Fachleute nachrücken“, sagt Frei- berg.
Mit Imagekampagnen, Berufsfindungsmes- sen und Schulbesuchen wirbt das Bauhand-
Digitale Planung, Hamburg-Schnelsen
werk um Auszubildende, so auch auf der NordBau im September. Die Landesmeis- terschaften sind ein weiterer Anreiz für junge Menschen (siehe Seite 27). Jederzeit verfügbare Azubi-Infos stehen unter: www. bau-sh.de/azubis
Digitalisierung: Nachholbedarf in der Bauwirtschaft
Digitalisierung für die Baubranche umfasst zum einen das digitale Arbeiten. Dabei wird das "Bauen" nicht neu erfunden, aber in seinen Abläufen immer mehr beeinflusst. Es gibt viele Anwendungsmöglichkeiten und Softwarelösungen für eine digitale Bauwirt- schaft, zum Beispiel in der Beschaffung, bei der Baustellenlogistik, der Vernetzung von Baumaschinen oder auch der Kommunika- tion mit dem Kunden.
Dabei stehen nicht nur BIM Modelling Akti- onen im Vordergrund, sondern die bauliche
Prozesssteuerung im täglichen Ablauf. Pla- nung, Aufmaß, Materialeinsatz, Controlling und Kosten – vom Einzelanbieter bis zur Ar- beitsgemeinschaft, vom Hauptunternehmer über den Subunternehmer zum Zulieferer: Die Ketten sind bekannt und werden immer stärker vernetzt.
„Wir denken, dass die Baufirmen in Deutschland mit einer plangesteuerten und konsequenten Digitalisierung ihre Wettbe- werbsfähigkeit sehr verbessern können“, sagt Freiberg. Daher begrüße man es sehr, dass im Koalitionsvertrag der Landeregie- rung das Thema Digitalisierung angegan- gen werde. Allerdings erwarte die Bauwirt- schaft nicht nur eine One-Way-Forderung nur an die Betriebe. Auch die öffentliche Hand müsse hier deutlich besser werden. Auf der diesjährigen NordBau wird das The- ma Digitalisierung ein zentrales sein (siehe Seite 12).
 BA
Studentenwohnheim- Siedlung Edo-Osterloh in Kiel, Aufstockung um ein Geschoss in Holztafelbauweise
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BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  August 2017
Foto: Hilke Ohrt
Foto:Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (Hamburg)


































































































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