Page 4 - Bau Aktuell - Juni 2018
P. 4

                                                                                                                                                                                                                                                   LEITARTIKEL
TARIFFRIEDEN
zu hohem Preis
Schleswig-Holstein fügt sich Bundesmehrheit
Tarif> Im Tarifkonflikt des deutschen Baugewerbes haben die Verbände ihre Zustimmung zum Schlichterspruch erteilt. Schleswig-Holstein fügt sich trotz der zuvor beschlossenen Ablehnung dem bundesweiten Mehrheitsbeschluss. Damit wird ein Arbeitskampf vermie- den und zudem die Existenz des Flächentarifvertrages gesichert.
 Kommentar zum Thema
von Kai Boysen, Vorsitzender SPA Schles- wig-Holstein, Verhandlungsführer Nord
„Das war sie also: die diesjährige Tarifrunde 2018. Aus unserer Sicht mit vielen Tiefen. Mit einer Ausnahme: Der Tarifabschluss ist insgesamt zu hoch. Das haben die meisten unserer Mitglieder so entschieden.
Obwohl das Bundesergebnis am Ende un- sere ablehnende Haltung überstimmt, war die Entscheidung auch dort lange Zeit spannend. Denn viele andere Bauverbän- de hatten erhebliche Bauchschmerzen mit dem Schlichterspruch zur tarifvertragli- chen Praxis. Die Höhe des Tarifabschlusses insgesamt unterliegt ja nicht nur einer be- triebswirtschaftlichen Betrachtungsweise. Nein, es ist problematisch, wenn sich die Tariflohnentwicklung von den tatsächlichen Stundenlöhnen, die auf dem Markt aufgeru- fen werden, so weit fortentwickelt, dass wir sie noch nicht einmal mehr sehen. Damit ist gemeint, dass dies die Konkurrenz und möglicherweise auch die Tarifflucht fördert.
Davor haben wir mit unserem klaren Votum dagegen gewarnt. Darüber hinaus haben wir es als nicht hinnehmbar angesehen, zwischen großen und kleinen Betrieben, zwischen organisierten und nicht organi-
sierten Arbeitnehmern zu unterscheiden. Unseren Betrieben ist das gute Verhältnis zu unseren Arbeitnehmern wichtig. Diffe- renzierungen im Lohn nach Gewerkschafts- zugehörigkeit und nicht Gewerkschaftszu- gehörigkeit wollen wir nicht als Programm.
Das IG Bau-„Verkaufsargument“ kann nur dann einen Sinn ergeben, wenn die IG Bau das als Türöffner für mehr Gewerkschafts- mitglieder in unseren Betrieben nutzen will. Ich persönlich vertrete die Auffassung, dass wir nicht dazu da sind, als Arbeitgeber die Hausaufgaben der IG Bau zu machen. Das soll sie gefälligst selbst machen. Es gibt ge-
Kai Boysen
 UMSATZ IM BAUHAUPTGEWERBE - Januar bis Dezember 2017 Veränderung in % zum Vorjahr bei Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten
  Bremen Baden-Württemberg Rheinland-Pfalz Mecklenburg-Vorpommern Nordrhein-Westfalen Bayern
Sachsen
Alte Bundesländer
Berlin
NeueBundesländer Thüringen
Hessen
Niedersachsen Schleswig-Holstein Brandenburg
Saarland
Sachsen-Anhalt
Hamburg
14,7 12,0
11,8
11,7 10,2
10,2 9,9
8,9 7,7
6,8 5,6
5,5
                                   5,0 4,5
3,8 2,0
          1,0 0,8
        0 2 4 6 8 10 12 14
 4
    BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  Juni 2018
Quelle: ZDB
Foto: Pat Scheidemann




























































   2   3   4   5   6