Page 6 - Bau Aktuell - Juni 2018
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Kritik an Treibern für Preisentwicklung
BAUPREISE ziehen weiter an
Baupreisentwicklung> Die Braubranche arbeitet nahe ihrer Kapazitätsgrenze. Der Aus- lastungsgrad hat mit 78 % den höchsten Wert seit Beginn der Statistik in den 1960er- Jahren erreicht und liegt um acht 8 % höher als zu Wiedervereinigungszeiten, so eine Analyse des Beratungsunternehmens EY Parthenon. Inbegriffen sind sowohl Eigenheime, Geschosswohnungsbau als auch Nicht-Wohnungsbau. Das Marktvolumen belief sich 2017 auf 231,6 Millionen Euro und in diesem Jahr ist mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage zu rechnen.
  Durch diese rege Bautätigkeit prognos- tiziert der Rat der Immobilienweisen in seinem Frühjahrsgutachten einen zukünfti-
gen Rückgang der Immobilien- und Grund- stückspreise. Die Baulandpreise hatten sich seit 1995 um rund 170 Prozent erhöht (Statist. Bundesamt). Bei Projekten des Wohnungsneubaus umfassen die Grund- stückskosten in deutschen Großstädten im Durchschnitt bereits 20 % der gesamten In- vestitionskosten. Immobilienbesitzer müs- sen zudem die Grundsteuer mit einkalkulie- ren (siehe Seite 21).
Die Baupreise lagen laut Statistischem Bundesamt im Februar dieses Jahres um vier Prozent höher als im Vorjahr; das ist der höchste Preisanstieg seit neun Jahren. Die Verantwortung für die erhöhten Kosten trägt im Wesentlichen der Gesetzgeber über die verschärften energetischen Anforderun- gen und die grundsätzlich höheren Anforde- rungen im Wohnungsbau, besagt die Studie „Das Baujahr 2018 im Fakten-Check“ von ARGE eV und Pestel Institut.
Im Vergleich zu den allgemeinen Lebens- haltungskosten (+28 %) sind die Bauwerks- kosten demnach seit 2000 (+ 55 %) gestie- gen (siehe Grafik); davon u.a. durch die verschärften energetischen Standards (+16 %-Punkte) und die höheren Qualitätsan- forderungen (+3 %-Punkte). Der Anteil der Rohbaukosten an den Bauwerkskosten ist
von 54 % auf 45 % gesunken, wohingegen die Kosten im konstruktiven und techni- schen Ausbau sowie in den Baunebenkos- ten zugelegt haben.
Allerdings werden angesichts der steigen- den Material- und Lohnkosten in absehba- rer Zeit keine Preissenkungen zu verzeich- nen sein. Steigende Lohnkosten durch hohe Tarifabschlüsse (siehe Leitartikel Tarif) müssen die Betriebe an den Markt weiter- geben. „Bei den arbeitsintensiven Lohnkos- tenanteilen sprechen wir von Kostensteige- rungen um 10 %. Bei einem Bauvorhaben von 350.000 € sind das immerhin rund
Dietmar Walberg, Dipl.-Ing. Architekt, Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V., Kiel
10.000 €“, rechnet Georg Schareck, Haupt- geschäftsführer des Baugewerbeverbandes Schleswig Holstein.
  Die „Alte Feuerwache“ als neues Wohnquartier in der Kieler Innenstadt
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    BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  Juni 2018
Foto: Hilke Ohrt
Foto: VICO, Kiel. Bildrechte: ARGE//e. V.


















































































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