Page 23 - Bau Aktuell - August 2020
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   Redaktion BAU AKTUELL
  BAU AKTUELL 3 2020 / Die Bauwirtschaft im Norden
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  Wärmewende in Wohngebäuden durch Erdwärme
Wasserstoff oder Wärmepumpe für die Gebäudewärme?
 Wärme aus der Erde, hier in Island
In Deutschland und Europa wird die energiepolitische Debatte derzeit von Wasserstoff (H2) als universellem Energieträger für die Energiewende geprägt. Dabei wird diskutiert, Bereiche wie Verkehr, Gebäude, Industrie zunehmend an den elektrischen Sektor anzubinden. In diesem Zusammenhang steht die Frage, ob H2 für die Wärmewende im Gebäudebereich sinnvoll ist.
aus Kosten- und Effizienzgründen nicht sinn- voll. Denn die benötigte erneuerbare Energie- menge zur Bereitstellung von Niedertempera- turwärme mit Wasserstoff ist um 500 bis 600 Prozent höher gegenüber der Wärmepumpe“, erklärt Clemens Hoffmann, der Leiter des Fraunhofer IEE in Kassel. In Deutschland be- stehe ein ausreichendes Potenzial von Strom aus Windenergie und Photovoltaik, um die Nachfragepotenziale einer direkten Stromnut- zung für Gebäudewärme zu versorgen. Studie zum Download: https://s.fhg.de/GV4
Wasserstoff kann die Wärmepumpe nicht ersetzen, das sagen jedenfalls Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystem- technik IEE. In der aktuellen Studie "Was- serstoff im zukünftigen Energiesystem: Fokus Gebäudewärme" im Auftrag des In- formationszentrums Wärmepumpen und Kältetechnik (IZW) haben sie untersucht, ob für die Gebäudewärmeversorgung zukünftig Wärmepumpen genutzt oder vielmehr Was- serstoff eingesetzt werden sollte.
Hierfür haben die Forscher die zukünftige Wasserstoffnachfrage in allen Anwendun- gen und das Angebot von „grünem“, also mit regenerativen Energien erzeugtem Was- serstoff analysiert. Anschließend haben sie den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland sowie eine teilweise Umnut- zung des bestehenden Gasnetzes generell und in Hinblick auf eine dezentrale Gebäu- deversorgung bewertet. Dem stellen sie Po- tenziale und mögliche Hemmnisse einer von Wärmepumpen dominierten Wärmeversor- gung gegenüber, die über das Stromnetz di- rekt mit regenerativem Strom gespeist wird.
tenzials sei er allerdings nicht in jedem Sektor wirklich sinnvoll einsetzbar. H2 soll- te nur dort zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden, wo es keine wirtschaftlichen Alter- nativen gibt oder er besondere Vorteile ge- genüber anderen Optionen aufweist.
„FüreineVersorgungderdezentralenGebäu- dewärme ist der Einsatz von Wasserstoff nach unseren Erkenntnissen nicht notwendig und
   Die Autoren der Studie kommen zu dem
Schluss, dass Wasserstoff als chemischer
Energieträger in vielen Anwendungsfel-
dern als Endenergie genutzt werden könne,
so als Kraftstoff im Verkehr. Wegen seines
wirtschaftlich begrenzten Erzeugungspo-   reduzieren, können unterschiedliche Hebel
Wärmepumpentechnologie
  bietet Lösungen
F
fassende Lösungen, um den Einsatz im Neubau, aber auch in Bestandsgebäuden effizient zu ermöglichen. „Die Wärmepum- pentechnologie steht bereit und ihr Poten- zial ist riesig, dennoch bleibt sie noch oft ungenutzt“ erklärt Brunnenbauermeister Dirk Mengel, Obermeister der Landesin- nung Brunnenbau Schleswig Holstein (www. brunnenbauer-innung.de).
35 Prozent des gesamten deutschen Ener- gieverbrauchs werden für das Heizen von Gebäuden aufgewendet. Um dem Ziel näher zu kommen, bis 2050 rund 80 Prozent aller Treibhausemissionen (gegenüber 1990) zu
angesetzt werden: Erstens das Sanieren von Alt-/Bestandsbauten durch Wand- und Dachdämmung, Fenster- und Türentausch, zweitens die energieeffiziente Planung und Umsetzung von Neubauten und drittens die Nutzung von Erneuerbaren Energien.
„Erdwärme oder Geothermie ist eine beson- ders nachhaltige sowie witterungsunabhän- gige Energie, denn die Erde selbst erzeugt eine stetige Temperatur von ca. zehn Grad Celsius; dies ist optimal für den Betrieb ei- ner Wärmepumpenheizung mittels Erdwär- me“, so Mengel. Mit Ökostrom wird die Wär- mepumpe zudem klimaneutral und sie ist auch zum Kühlen geeignet. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gewährt Förderungen für Wärmepumpen (www.bafa.de). red
ür die Versorgung von Gebäuden bie-
tet die Wärmepumpentechnologie um-
          Quelle: Hilke Ohrt






































































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