Page 11 - Bau Aktuell - November 2021
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   „Wir sind mit einem Rekordauftragsbestand von etwa 56 Mrd. Euro in das Baujahr 2021 gestartet. Dann haben aber der Winterein- bruch und der Pendelrückschlag nach dem Auslaufen des reduzierten Mehrwertsteu- ersatzes sowie die fortbestehenden Ein- schränkungen wegen der Corona-Pande- mie den Start in das Baujahr 2021 zunächst deutlich eingebremst. Zum Ende des ersten Quartals lag der Umsatz nominal noch um fast 10 % unter dem Vorjahresniveau. Zu Ende Juni verzeichnet die Branche immer noch ein Minus von ca. 3 %. Das zeigt, dass wir in den letzten Monaten ein stückweit aufholen konnten.“ Dieses erklärte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zent- ralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), zu den vom Statistischen Bundesamt veröf- fentlichten Daten zur Konjunktur im Bau- hauptgewerbe für das erste Halbjahr 2021.
Die Nachfrage im Wohnungsbau und zu- letzt auch wieder im Wirtschaftsbau hat die Baukonjunktur gestützt. Der Umsatz im
Wohnungsbau liegt mit minus 1,2 % nur noch knapp unter dem Vorjahresniveau, im Wirt- schaftsbau sind es noch minus 2,2 %. Die Auftragseingänge dagegen liegen in beiden Sparten deutlich über dem Vorjahr: im Woh- nungsbau ca. 15 % und im Wirtschafsbau ca. 8 %. Demgegenüber ist die Investitionstä- tigkeit der öffentlichen Hand verhalten. Der Umsatz liegt hier um 6 % und die Auftrags- eingänge um 5 % unter dem Vorjahresniveau.
Aufforderung an die Politik zu investieren
„Die Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen sind stark auf die Infrastruktur ausgerichtet. Insbesondere bei den Kom- munen fehlen coronabedingt Mittel und damit auch die Investitionsbereitschaft. Die Politik bleibt hier gefordert, den Ret- tungsschirm aufzustocken. Bei der Auto- bahn GmbH müssen zügig weitere Projekte an den Markt kommen. Hier sehen wir im Übrigen auch einen Basiseffekt. Denn im Vorjahr kam im Juni ein Teil des größten ÖPP-Straßenbauprojektes an der A3 an den Markt. Damit wurde das Auftragsvolumen gepuscht. An der Ausschreibung von ÖPP- Projekten beteiligen sich aber angesichts
der hohen Auftragsvolumina und langen Laufzeiten nur wenige große Bauunterneh- men in Konsortien. Die Vergaben derartiger Aufträge sind für die Auftragslage im Stra- ßenbau für die hier tätigen mittelständi- schen Bauunternehmen nicht repräsentativ. Ein derartiger Orderzugang spiegelt wegen der langen Bauzeit auch nicht die Umsatz- entwicklung in den nächsten Monaten wie- der“, erläuterte Pakleppa die Situation.
Pakleppa weiter: „Wegen der Probleme in der Materialbeschaffung und deutlicher Preiserhöhungen beim Einkauf bleiben die Aussichten in den nächsten Monaten gedämpft. Wir müssen in den nächsten Monaten weiter mit deutlich höheren Ein- kaufspreisen rechnen. Die Bauunterneh- men werden daher auch nicht umhin kom- men, die Baupreise entsprechend weiter anzupassen. Per Juni haben die Preise für Bauleistungen gegenüber dem Vorjahr um 4 % zugelegt. Das hat natürlich auch die no- minale Umsatzentwicklung gestützt. Real liegen wir bei der Umsatzentwicklung bei einem Minus von 7%.“ Der Umsatz im Bau- hauptgewerbe erreichte in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten im ersten Halbjahr 41,3 Mrd. Euro. Das waren 3,1 % weniger als vor Jahresfrist. Die Auftrags- eingänge erreichten 45,4 Mrd. Euro und da- mit einen Zuwachs von 4,8 %.
Die Nachfrage nach Wohnraum ist weiter ausgeprägt.
Aktuelle Zahlen für Juli
Die aktuell verfügbaren Zahlen des Statisti- schen Bundesamts zur Baukonjunktur be- stätigen für die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten auch im Juli ein schlechte- res Ergebnis als im Vorjahr. Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreichte bis zum Juli ca. 50,4 Mrd. Euro und verfehlte damit das Vor- jahresniveau etwa um 1 Mrd. Euro (ca. -2 %). Dabei sind die Preiszuwächse beim Einkauf von Baumaterial zu beachten (4 %). Real liegen die Umsätze also um ca. 6 % unter Vorjahresniveau, so der ZDB. Die Entwick- lung der Erzeugerpreise für Baustoffe zeige aktuell bei den meisten Produkten eine Sta- gnation auf hohem Niveau.
ZDB
BAUWIRTSCHAFT KONJUNKTUR LANDESPOLITIK PARTNER BETRIEBE & INNUNGEN & VERBAND 11
 Durchwachsene Halbjahresbilanz für die bundesweite Bauwirtschaft
Umsatzrückgang im ersten Halbjahr 2021
   Tarifpaket vereinbart
Bei den Tarifverhandlungen verständigten sich die Tarifvertragsparteien am 15. Oktober im Rahmen der Bauschlichtung auf ein Tarifpaket mit einer Lauf- zeit von 33 Monaten. Dieses sieht für die Beschäftigten im Westen Lohnerhöhun-
gen in drei Schritten vor: 2 % zum 1. November, 2,2 % zum 1. April 2022 und noch einmal 2 % zum 1. April 2023. Für die Monate Juli bis Oktober 2021 wird eine Coronazahlung in Höhe von 500 Euro gewährt. Die Beschäftigten im Osten erhal- ten ab dem 1. November 3,0 % mehr Lohn sowie eine Coronazahlung in Höhe von 220 Euro; ab dem 1. April 2022 erhöhen sich die Löhne um 2,8 % und ab 1. April 2023 um 2,7 %. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten im Westen Einmalzahlun- gen in Höhe von 400 Euro zum 1. April 2022 und 450 Euro zum 1. April 2023. Darüber hinaus wurde eine stufenweise Erhöhung der Ausbildungsvergütungen vereinbart. Für die von der IG BAU geforderte Wegestreckenentschädigung wur- den pauschale, nach Kilometern gestaffelte Beträge vorgesehen. Die Tarifver- tragsparteien haben nun 14 Tage Zeit, dem Schlichtungsergebnis zuzustimmen.
ZDB/BI
  BAU AKTUELL
4 2021
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Die Bauwirtschaft im Norden
 Quelle: Bild von Michael Gaida auf Pixabay












































































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