Page 6 - Bau Aktuell - Februar 2017
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So war 2016 – das wird 2017
Statements zum Jahreswechsel
Gefüllte Auftragsbücher
Das Jahr 2016 war ein sehr gutes Jahr, die Auftragsbücher waren die meiste Zeit sehr gut gefüllt. Lediglich der Jahresanfang war eher verhalten aufgrund von fehlenden Bau- genehmigungen und noch etwas zögerlicher Entscheidungen von zahlreichen Bauherren. Nach den anfänglichen Anlaufschwierigkei- ten wurde die Auftragslage allerdings sehr gut und die Konjunktur schwächte nicht ab. Auch das Wetter hat dahingehend mitge- spielt, dass unsere Baubetriebe bis in den Dezember hinein gut arbeiten konnten.
Über das Jahr hinweg sprechen wir von ei- ner sehr zufriedenstellenden Konjunktur; leider hat sich das Preisniveau dieser all- gemein guten Auftragslage nicht angepasst und hängt hinterher. Hier fehlt noch der Aufschwung. Insgesamt hätten im vergan- genen Jahr weit mehr Aufträge abgearbeitet werden können, doch eine Aufstockung von guten Mitarbeitern ist derzeit sehr schwierig. Das wirkt sich hemmend auf die Bautätigkeit aus. Die Fachkräftesicherung wird uns auch in diesem Jahr beschäftigen.
Das Jahr 2017 hat sehr gut begonnen, zumal das Wetter auch hier mitspielt. Viele Bauher- ren sind bereits in der Planung. Wenn man das erste Quartal betrachtet, es scheint es für die Bautätigkeiten in diesem Jahr erneut so gut zu werden wie im vergangenen Jahr. Die privaten Haushalte versuchen weiterhin, bei den Minimalrenditen in andere Kapital- anlagen in Betongold zu investieren. Auch die beiher noch günstigen Kredite und neu- en Förderungen begünstigen Investitionen. Allerdings zeichnet sich ein leichter Anstieg der Zinsen ab, wodurch der Bauboom leicht ins Stocken geraten könnte.
Lutz Becker, Sprecher der baugewerblichen jungen Bauunternehmer
Ein wirtschaftliches gutes Jahr
Für das Handwerk war 2016 zweifelsfrei ein wirtschaftliches gutes Jahr. Die Lage wird von den Betrieben so gut beurteilt wie noch nie zuvor. Wachsende Realeinkommen, stei- gende Beschäftigung, niedrige Zinsen und eine geringe Inflationsrate sorgten für eine große Nachfrage insbesondere im Bau- und Ausbaugewerbe. Das darf nicht über kriti- sche Stimmen hinwegtäuschen, denn manch ein Betrieb konnte nicht den Preis erzielen, der wirtschaftlich erforderlich wäre.
Was erwartet uns 2017? Zunächst sollten wir optimistisch in die Zukunft blicken. Die inländische Nachfrage ist stabil und robust. Leider stehen weltweit die Signale nicht nur auf „grün“. Wie entwickelt sich die USA? Wie geht es mit Russland weiter? Was pas- siert im Nahen Osten und mit der Terrorge- fahr? Eine Prognose ist schwierig und über allem steht die Bundestagswahl im Herbst. Die Landtagswahl am 7. Mai wird uns als schleswig-holsteinischer Spitzenverband beschäftigen, denn wirtschaftspolitisch wird die neue Landesregierung einiges än- dern müssen. Wir brauchen mehr Investi- tionen in die klassische und digitale Infra- struktur. Die Investitionsquote ist bisher viel zu niedrig. Wir müssen das Vergaberecht verändern, so dass es auch für kleine Be- triebe attraktiv ist, sich um öffentliche Auf- träge zu bewerben. Wir müssen die duale Ausbildung stärker in den Mittelpunkt der Bildungspolitik rücken und den Landes- haushalt zukunftssicherer aufstellen.
Wir werden uns intensiv einbringen und unse- re guten Kontakte zur Landespolitik nutzen, damit unser Handwerk auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten bestehen kann.
Tim Brockmann, Geschäftsführer Handwerk Schleswig-Holstein e.V.
Immobilie postfaktisch
2017 finden Landtags- und Bundestagswah- len statt. Bezahlbares Wohnen wird sicher- lich ein Wahlkampfthema sein. Spannend ist nicht nur der Ausgang der Wahlen, son- dern auch, welche Auswirkungen das für die Wohnungswirtschaft haben wird. In „post- faktischen“ Zeiten und im Wahlkampf wird es eine große Herausforderungen sein, mit Argumenten bei der Politik Gehör zu finden. Zu groß könnte das Wahlkampfgetöse sein.
Bezahlbares Wohnen und die ständig stei- genden Baukosten stehen derzeit in einem unauflösbaren Widerspruch. Steigende An- forderungen durch die Energieeinsparver- ordnung 2016, die höchste Grunderwerbsteu- er mit 6,5 Prozent und kommunale Auflagen wie zum Beispiel Tiefgaragenstellplätze schließen niedrige Mieten im Neubau aus. Dazu kommen Investitionshemmnisse wie die Mietpreisbremse. Künftige Regierungen müssen den gordischen Knoten zerschlagen, wenn die Forderung nach bezahlbarem Woh- nen ernst gemeint ist. Der Verband Haus & Grund wird die Politik an den Fakten messen. Doch es gibt auch Licht am Horizont. Beim sozialen Wohnungsbau gibt es für Neubau demnächst 250 €/m2 und für Umbau, zum Beispiel Dachgeschossausbau im Bestand 150 €/m2 Zuschüsse vom Land. Des Weite- ren soll laut der Landesentwicklungsstrate- gie 2030 der private Wohnungsbau gefördert werden. Die eigenen vier Wände sind immer noch die beste Altersversorgung. Durch Ei- genheimförderung werden aufgrund des „Sickereffekts“ auch Mietwohnungen frei.
Die Aussichten für das Jahr 2017 sind aus Sicht von Haus & Grund ernst, aber nicht hoffnungslos.
Alexander Blažek, Verbandsvorsitzender Haus & Grund Schleswig-Holstein
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BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  Februar 2017
Foto: Pat Scheidemann
Foto: Handwerk Schleswig-Holstein e.V.
Foto: Haus & Grund Schleswig-Holstein


































































































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