Page 10 - Bau Aktuell - Februar 2018
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Bauwirtschaft in Deutschland
ERWARTUNGEN an das Baujahr 2018
Eine Bauprognose für das laufende Jahr sowie Erwartungen an die Politik gaben die Präsidenten der Spitzenverbände, Dipl.-Ing. Peter Hübner vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und Dr.- Ing. Hans-Hartwig Loewenstein vom Zent- ralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), zum Jahresauftakt ab.
Der Baumarkt 2018 bleibt weiter auf stabilem Wachstumskurs, die Umsät- ze im Bauhauptgewerbe dürften nominal
um 4 % auf gut 117 Mrd. Euro steigen. Der Beschäftigungsaufbau wird in der Größen- ordnung von nahezu 2 % liegen; ein Prob- lem stellt dabei der Fachkräftemangel dar (siehe Seite 6).
Beim Wohnungsbau gehen die Verbän- de von einem nominalen Umsatzplus von 3,5 % aus. Der Anstieg der fertiggestellten Wohnungen würde mit 320.000 Einheiten eine Verdopplung des Fertigstellungsni- veaus gegenüber 2010 bedeuten, reiche aber nicht an den Bedarf von mindestens 350.000 Wohnungen heran.
Umsatz legt um 4 % zu
Aufgrund des steigenden Auslastungs- grades in der Industrie werden sich die Unternehmensinvestitionen fortsetzen, sodass im Wirtschaftsbau von einem no- minalen Umsatzwachstum von 4 % aus- gegangen wird. 4 % werden auch für den öffentlichen Bau erwartet. Hier macht sich zum einen der eingeleitete Investitions- hochlauf des Bundes bei den Verkehrs- wegen positiv bemerkbar, zum anderen profitieren die Kommunen vom Kommu- nalinvestitionsförderungsfond, dessen Laufzeit bis 2020 verlängert und dessen Volumen auf 7 Mrd. Euro verdoppelt wor- den ist.
Öffentliche Investitionen verstetigen
„Mit dem Investitionshochlauf im Bereich der Bundesverkehrswege ist zwar die In- vestitionswende eingeleitet, wir brauchen aber noch einen langen Atem, bis wir die Erträge dieser richtigen politischen Weichenstellung einfahren können“, so
die Präsidenten. Es sei zu befürchten, dass durch die verzögerte Regierungs- bildung und ein zu spätes Inkrafttreten des Bundeshaushalts 2018 viele Neu- baumaßnahmen im laufenden Jahr nicht mehr in Angriff genommen werden kön- nen. Die Bundesministerien sollten alle Spielräume des Haushaltsrechts aus- schöpfen und die eingeplanten Mittel zügig verbauen.
Mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen
Beim bezahlbaren Wohnraum sehen die Präsidenten dringenden Handlungsbe- darf. Bauland müsse als wesentliche Vor- aussetzung für bezahlbares Bauen durch Bund, Länder und Kommunen verbilligt bereitgestellt werden. Im sozialen Woh- nungsbau müssten 80.000 Wohneinhei- ten jährlich errichtet werden. „Mit knapp 25.000 fertig gestellten Wohneinheiten im sozialen Wohnungsbau 2016 sind wir da- von weit entfernt, obwohl die Länder vom Bund jährlich 1,5 Mrd. € dafür bekommen; sie werden den Bedarf ohne eine Mitver- antwortung des Bundes nach 2019 kaum erreichen können. Deshalb halten wir hier eine Anpassung des Grundgesetzes für er- forderlich.“
Ein Ministerium gefordert
Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen forderten die Präsidenten, dass Bau- und Verkehrsinfrastrukturpolitik wieder in eine Hand gelegt werden. Andere Konstellatio- nen hätten sich nicht bewährt.
EU-Entsenderichtlinie praxisgerecht gestalten
Die Spitzenverbände forderten bei der Revision der Entsenderichtlinie praxisge- rechte Lösungen. Besonders kritisch seien die geplanten Regelungen zur Entlohnung, nach denen nicht mehr auf Mindestentgel- te, sondern auf Entlohnung abgestellt und weitere Vergütungsbestandteile einbezo- gen werden sollen.
Die Problematik von Solo-Selbständigen werde zudem unterschätzt. Im Baugewer- be seien rund 150.000 Solo-Selbständige ohne Tarif- oder Mindestlohn und ohne Sozialabgaben tätig. Dies gehe zu Lasten der preisintensiveren sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigung. Die Verbände fordern, für alle Selbständigen eine obliga- torische Altersversorgung einzuführen.
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BAUAKTUELL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  Februar 2018
Quelle: ZDB/HDB


































































































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