Page 29 - Bau Aktuell - Februar 2019
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  JAHRESAUFTAKT KONJUNKTUR LANDESPOLITIK VERBAND FACHBEREICH
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   BAU AKTUELL 1 2019 / Baugewerbeverband Schleswig-Holstein
  Neue Wohnungsmarktprognose empirica 2019-2022
 empirica hat seine Wohnungsmarktprog- nose aktualisiert. Demnach geht die Neu- baunachfrage von jahresdurchschnittlich 374.000 WE im Zeitraum 2015 - 2018 auf 290.000 WE im Zeitraum 2019 - 2022 zurück.
Ausgehend von Szenarioberechnungen zur regionalen Entwicklung der Bevöl- kerung, der Haushalte, Trends zur Eigen- tumsbildung, des Ersatzbedarfes (wegen physisch-technischem Verschleiß) sowie qualitativer Zusatznachfrage aktualisiert das Forschungsinstitut empirica seine Woh- nungsmarktprognose aus dem Jahr 2016. Dabei wird die Flüchtlingszuwanderung in Varianten „eingepreist“.
Für den Zeitraum 2015 – 2018 bleibt es in dem wahrscheinlichsten Szenario bei ei- ner Neubaunachfrage von ca. jahresdurch- schnittlich 374.000 WE. Danach geht die Nachfrage in 2019 - 2022 auf ca. 290.000 WE, im Zeitraum 2023 - 2026 auf ca. 259.000 WE und in 2027 - 2030 auf 226.000 WE zu- rück. Ursächlich dafür ist insbesondere, dass die Zahl der Einwohner in allen Szena- rien mittelfristig rückläufig ist. (Die tenden- ziell kleiner werdenden Haushalte bremsen diesen Rückgang sogar noch etwas aus!)
empirica verweist darauf, dass die derzeiti- gen Fertigstellungszahlen unterhalb des im Zeitraum 2015 - 2018 prognostizierten Neu- baubedarfes liegen. Wird die Unterdeckung der letzten Jahre aufaddiert, ergibt sich ein Delta von rechnerisch ca. 1 Mio. Wohnein- heiten. (Dieses Delta ergibt sich auch bei Prognosen anderer Institute wie BBSR, Pestel-Institut und Böckler-Stiftung.)
empirica geht dann dezidiert auf die Frage ein, ob es sich bei diesem Delta um einen Nachholbedarf handelt, der zusätzlich ab- gebaut werden muss. empirica verweist auf die zwischenzeitlich stattgefundene Preis- entwicklung bei Immobilien (bei Kauf und Miete), die zu einem veränderten Nachfra- geverhalten geführt habe. So wohnen Stu- dierende häufiger in Wohngemeinschaften und wählen zu Ballungszentren alternative Standorte für ein Studium. Aufgrund dieses veränderten Nachfrageverhaltens müssten keineswegs alle in der Vergangenheit nicht oder zu wenig fertiggestellten Wohnungen „nachgeholt“ werden.
Tausendwasser Haus in Anlehnung an Friedensreich Hundertwasser
Gleichwohl könne es politisch angezeigt sein, mehr Wohnungen zu erstellen, als die empirica-Prognose aufzeigt; „Besteht das politische Ziel nun aber darin, Mietpreise zu senken, dann gibt es zwei Möglichkeiten: entweder es werden dort, wo Knappheiten schon länger bestehen, mehr Wohnungen neu errichtet, als die Prognose vorgibt oder die Nachfrage muss sich von dort in ande- re Regionen verlagern (in Regionen ohne Knappheiten bzw. mit Leerständen). Die Nachfrage wird sich auf jeden Fall verlagern, das zeigen jetzt schon die zunehmende Sub- urbanisierung in den bisherigen Schwarm- städten sowie die veränderten Schwarmwan- derungen; so ziehen junge Brandenburger mittlerweile seltener nach Berlin und dafür öfternachRostock,LeipzigoderChemnitz.“
„Rein mengenmäßig (und bei den aktuellen Preisen!) besteht kein Nachholbedarf; soll jedoch das Angebot im preiswerten Segment steigen, müssten nun für einige Zeit tatsäch- lich mehr Wohnungen gebaut werden als die prognostizierte Nachfrage vorgibt.“
Sollte aber weniger als der prognostizierte Bedarf gebaut werden, dann würde vor al- lem der Leerstand weiter sinken und z.B. das Aufkommen von Nah- und Fernpend- lern weiter steigen.
Der empirica-Studie enthält auch Darstel- lungen zur regionalen Verteilung des prog- nostizierten Neubaubedarfes.
Bewertung: Um mehr preiswerten Woh- nungsbau zeitnah am Markt zu platzieren, braucht es zeitnah Fertigstellungszahlen oberhalb des derzeit erreichten Fertigstel- lungsniveaus von ca. 300.000 WE.
Wenn auch die gegenwärtigen Fertigstel- lungszahlen unterhalb des derzeitigen Pro- gnosebedarfes liegen, so erreichen sie doch schon das mittelfristig bezifferte Potential. Dies sollte bei der Kapazitätsentwicklung in der Bauwirtschaft im Auge behalten wer- den.
ZDB
     Wohnungsmarkt-
prognose 2030 für
Schleswig-Holstein
D
mit der Erstellung einer neuen Wohnraum- prognose beauftragt. Die Stuide von 2017 gibt es zum Download:
B
https://www.empirica-institut.de/ publikationen/Datenbank, Stichwort „Wohnungsmarktprognose“
red
as Innenministerium Schleswig-Hol-
stein hatte das empirica-Institut Berlin
   Foto: Robert Blanken / pixelio.de







































































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