Page 20 - Bau Aktuell - August 2019
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 NORDBAU SCHLESWIG-HOLSTEIN INNUNGEN VERBAND MEISTERHAFT
                            Autorin
M.A. phil. Hilke Ohrt Pressesprecherin presse@bau-sh.de
    BAU AKTUELL 3 2019 / Baugewerbeverband Schleswig-Holstein
 Innenministerium legt Baukostengutachten vor: Bauhauptgewerbe ist kein Kostentreiber
Auf der Fachtagung des Innenministeri- ums "Neue Perspektiven für den Woh- nungsbau" ist die Baukostenstudie SH 2019 vorgestellt worden. Sie belegt, dass die Be- triebe des Bauhauptgewerbes ausdrücklich nicht zu den Kostentreibern bei den gestie- genen Baupreisen gehören.
Das aktuelle „Gutachten zum Thema Bau- kosten und Kostenfaktoren im Wohnungs- bau Schleswig-Holstein“ hat die Arbeits- gemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. ARGE im Auftrag des Innenministerium er- stellt. Damit soll im Detail geklärt werden, wie genau und zu welchen Kosten bei uns in Schleswig-Holstein derzeit gebaut wird. Wachstumsbereite Kommunen, Investoren und Bauherren bekommen damit eine Ori- entierungshilfe sowie Handlungsempfeh- lungen an die Hand, um künftig kostenin- tensive Faktoren zu vermeiden.
„Mit diesem Baukostengutachten setzen wir bundesweit Maßstäbe. Ein derart umfas- sendes Gutachten gab es für Flächenlän- der in Deutschland bislang nicht. Erstmals können wir jetzt konkret aufzeigen, welche
Faktoren die Baukosten nach oben treiben. Diese Kostentransparenz ist ein wichtiger Baustein – auch im geförderten Wohnungs- bau“, erklärte Bauminister Hans-Joachim Grote bei der Präsentation der Studie.
Die Studie hat 7.130 Neubauwohnungen im Segment der Mehrfamilienhäuser in ver- schiedenen Gebäudetypen und in unter- schiedlichen Regionen in Schleswig-Hol- stein erfasst und analysiert. Das ist rund ein Drittel (31,5 %) der in den letzten drei Jah- ren fertiggestellten Wohnungen mit einem Investitionsvolumen von 1,434 Milliarden Euro; hinzu kommen die mehr als 30.000 bundesweit erfassten Vergleichswohnun- gen. Damit liegen ausführliche Grund-, Energie-, Bauteil- und Kostendaten vor.
Bei der landesbezogenen Auswertung des Wohnungsneubaus wurden im Median Er- richtungskosten in Höhe von 2.580,97 Euro je Quadratmeter Wohnfläche und Grund- stückskosten in Höhe von 245,77 Euro je Quadratmeter Wohnfläche festgestellt. Aus diesen beiden Kostenwerten ergeben sich Gestehungskosten in Höhe von 2.826,74
Euro je Quadratmeter Wohnfläche (Brutto- kosten, Stand 1. Quartals 2018).
Die einzelnen Werte schlüsseln sich fol- gendermaßen auf: Grundstück (8,7 %), Herrichten und Erschließen (2,3 %), Bau- werkskosten (69,2 %), Außenanlagen (3,3 %), Ausstattung (1,6 %), Baunebenkosten/ Finanzierung (14,9 %).
Das Gutachten weist auch nach, dass kos- tengünstiges Bauen auch in Zeiten großer Kostensteigerungen möglich ist. Rund 20 % der erfassten Projekte sind zu Bauwerks- kosten von weniger als 2.000 Euro pro Qua- dratmeter Wohnfläche gebaut worden. Au-
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Von dieser kommen weitere Vorschläge für Vereinfachungen. So müsse die Frage der Digitalisierung in die überarbeitete Lan- desbauordnung aufgenommen werden. Die Baubetriebe brauchten komplett digitale Verfahren in den Behörden und eine ent- sprechende digitale Infrastruktur für die Betriebe – und zwar flächendeckend. Insbe- sondere mit Blick auf die Digitalisierung von Verwaltungs- und Genehmigungsverfahren sieht der Baugewerbeverband noch Ge- sprächsbedarf. Er freut sich auf praktikable Lösungen und eine weiterhin gute Zusam- menarbeit.
   Anregungen zur Landebauordnung
In Schleswig-Holstein werden mit der No- vellierung Landesbauordnung bürokra- tische Hemmnisse beim Wohnungsbau
beseitigt, überregulierende Vorschriften nivelliert und die Verwendung von Holz als Baumaterial verbesset. Der Wohnungsbau soll dadurch erleichtert und die Kosten ge- senkt werden.
Das Bündel an Maßnahmen beinhaltet bei- spielswiese Erleichterungen im Abstand- flächenrecht bei Dachgeschossausbau und Aufstockung im Bestand, eine Erwei- terung der Genehmigungsfreistellung, die Typengenehmigung oder die Anpassung an das europäische Bauproduktenrecht. Das Holzbauzentrum*Nord setzt sich dafür ein, höhere Gebäude (der Gebäudeklasse 4 und 5)
mit Holzkonstruktionen unter Einhaltung der Schutzziele von den überbordenden An- forderungen zu befreien. Die Bauwirtschaft wünscht sich seit längerem abgekürzte Verfahren bei Bauanträgen, Baugenehmi- gungen und Planfeststellungsbeschlüssen, auch hier gibt es Erleichterungen.
Aus dem Netzwerk des Baugewerbeverban- des sind wichtige Anstöße für die Vereinfa- chung der Bauvorschriften gekommen. Der Verband steht weiter im Dialog vor allem mit dem Bauministerium. Innen- und Bau- minister Hans-Joachim Grote ist als ehe- maliger Bürgermeister und Baudezernent schon viele Jahre „im Geschäft“ und hat Anregungen aus der Bauwirtschaft aufge- nommen.
   // Gutachten zum Thema
Baukosten und Kostenfaktoren
im Wohnungsbau in Schleswig-Holstein
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// Bauforschungsbericht Nr. 75
Foto: Pat Scheidemann






































































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