Page 5 - Wahl Spezial - April 2017
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Themenblock
WOHNUNGSBAU
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In bestimmten Marktsegmenten konnten durch den Bau von Typengebäuden (Beispiel: schneller Wohnraum – Bauen mit IQ) Baukosten gesenkt und Baugenehmigungsverfahren beschleunigt werden. Günstige, nachhaltige Wohngebäu- de, u.a. in Anlehnung an das sogenannte Kieler Modell, rentieren sich auf Bewertungszyklen von 30 bis 40 Jahren.
Halten Sie es für zweckdienlich, in Anbetracht von verändertem Nutzungsverhalten und Lebensumfel- dern der Bewohner, kürzere Bewertungszyklen vorzunehmen?
Eine Änderung des Bewertungsgesetzes ist in dieser Frage bis- her nicht vorgesehen und eine Initiative ist hierzu ist von der CDU Schleswig-Holstein derzeit nicht geplant. Im Hinblick auf die demo- graphische Entwicklung und die häufigeren Arbeitsplatzwechsel ist
Wohnungen und andere Infrastruktur haben eine lange Lebens- dauer und sind nur schwer nach kurzfristigen Entwicklungen umsteuerbar. Trotzdem müssen wir für ausreichend bezahlbaren Wohnraum sorgen und werden dafür die notwendigen Maßnahmen ergreifen.
Wir sprechen uns für differenzierte Bewertungszyklen aus. Ge- bäude haben im Prinzip sehr lange Nutzungs- und Bewirtschaf- tungszeiten (50 Jahre und mehr). Daher sollten Gebäudekern und
Die FDP Schleswig-Holstein spricht sich für flexible Lösungen aus. Wo es sinnvoll und bedarfsgerecht ist, sollte auf Bauten mit einer kürzeren Lebenszeit gesetzt wird. Zu hohe Standards verteuern und verhindern den Neubau von Wohnungen und sind bei der heutigen Nachfragesituation nicht immer praxisgerecht. Angesichts dieser Markt- und Nachfrageentwicklungen hält die FDP grundsätzlich
Hierzu haben wir in unserem Programm noch keine Beschlüsse gefasst.
„Fertige“ Typenhäuser bieten durchaus den Charme, dass sie auf- grund von Standardisierung sowie der damit einhergehenden ver- einfachten Baugenehmigungsverfahren die Baukosten geringer halten können als individuell erstellter Wohnraum. Der Wohnungs- bau, gerade im privaten Bereich, ist jedoch häufig immer noch eine sehr individuelle Entscheidung bzgl. der Ausgestaltung oder der Umsetzung des Bauvorhabens.
die Verkürzung der Bewertungszyklen eine überlegenswerte Opti- on, um auf angemessene Abschreibungswerte zu kommen. Nach unserer Auffassung steht die Debatte ganz am Anfang.
Nicht immer ist bei Neubau sofort ein Aufzug oder Balkon notwen- dig. Diese können auch zu einem späteren Zeitpunkt zur Attrakti- vitätssteigerung nachgerüstet werden. Hier gibt es bereits erfolg- reiche Lösungen wie das angesprochene „Kieler Modell“, mit dem sich kostengünstig und nachrüstbar unterschiedliche Wohnformen realisieren lassen.
Maßnahmen gegen Transmissionswärmeverluste längerfristiger bewertet werden als z.B. Haustechnik.
auch kürzere Bewertungszyklen für richtig, sofern die Auswahl von Vergleichsdaten aus einem angemessen langen Zeitraum erfolgt. Zu kurze Bewertungszyklen sollten aber vermieden werden, da hier womöglich unzutreffende Entwicklungen abgeleitet werden könn- ten und der Markt nicht richtig abgebildet wird.
Das „Kieler Modell“ wurde entwickelt im Zuge der steigenden Flüchtlingszahlen und dem dadurch entstandenen Unterbringungs- bedarf. Mit diesem Modell wurde ein bundesweit vorbildliches Kon- zept zur Unterbringung von Flüchtlingen entwickelt. Inwieweit das Konzept auch auf andere Bereiche des Wohnungsbedarfs durch- trägt, müsste näher untersucht werden. Richtig ist, der Wohnungs- bedarf, gerade für kleinere Wohnungen, wird weiter zunehmen. Der Bedarf zeigt sich in den Hochschul- und Ausbildungsstandorten und wird sich aufgrund des demografischen Wandels weiter verstärken.
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WAHLSPEZIAL  Baugewerbeverband Schleswig-Holstein  April 2017


































































































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