Page 10 - Bau Aktuell - Mai 2021

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ROHSTOFFE-SPEZIAL WIRTSCHAFT PARTNER LANDESPOLITIK FACHBEREICH + BETRIEBE
Autor
Dipl.-Ing. Erik Preuß Leiter HBZ Nord preuss@hbz-nord.de
Die Holzpreise steigen
Das Holzbauzentrum*Nord gibt Betrieben Ratschläge
Lagerung von Holzbrettern in einem Sägewerk
„In den zurückliegenden Wochen und Mo- naten haben uns besorgte Betriebe aus unserem Verbandsgebiet zum Anstieg der Preise bei neuralgischen Holzbauproduk- ten erreicht. Wir beobachten diese Entwick- lung bereits seit Ende des vergangenen Sommers“, erklärt Erik Preuß, der Leiter des Holzbauzentrums*Nord (HBZ*Nord). Dabei würden sich zwei Aspekte heraus- kristallisierten: die rasante Geschwindig- keit des Preisanstiegs (Kalkulation) und die Verlässlichkeit bei Bestellungen (Verfüg- barkeit).
Beim Preisanstieg zeichnet sich ein un- einheitliches Bild ab. Die einen sagen, dass sie die Preissteigerung nicht mehr an
den Kunden weitergeben können. Andere wiederum sagen, dass das zum täglichen Kalkulieren gehört, Entwicklungen recht- zeitig einzupreisen.
In Punkto Verfügbarkeit sind sich alle einig. Sie stellt eine empfindliche Bedrohung dar – gerade mit zunehmendem Volumen eines Bauauftrags.
Das Marktgeschehen
Wir haben es mit einem Marktmechanis- mus zu tun, der vergleichbar ist mit jenen bei Stahl und Kupfer: Kurzfristig aufeinan- dertreffende Ursachen schaukeln sich auf. Seit gut einem Jahr werden große Mengen an Schnittholz in die USA exportiert, weil dort Pandemie-bedingt Sägewerke ge- schlossen sind und dann noch großflächige Waldbrände hinzukommen. Dies beschert unserer heimischen Sägeindustrie derzeit eine Sonderkonjunktur.
Hingegen sind es langfristige Lieferverträ- ge mit China, die weiteres Rundholz der heimischen Versorgung entziehen. Im OSB- Bereich kommen Produktionsausfälle bei alleine vier von fünf Anbietern hinzu. Verein- zelte Forderungen nach einer Regulierung, beispielsweise durch Exportverbote, dürf- ten kurz- und mittelfristig nicht umsetzbar
sein. Denn sie würden einen erheblichen Eingriff in Marktwirtschaft, Freihandel bzw. Handelsabkommen bedeuten. Wer will sich im Pandemie-geplagten Wahljahr diesen Schuh anziehen?
Betriebliche Ansatzpunkte
Speziell der Holzhandel geht von weiteren Preissteigerungen aus. Schon jetzt gibt der Holzhandel seinen Kunden die Empfehlung an die Hand, die Angebote den Bauherren gegenüber ebenso zu befristen. Da solche Fristen je nach Region und Bauprodukt un- terschiedlich lang sein können, sollten sich Betriebe mit ihren Lieferanten individuell abstimmen. Dabei sollte auch geprüft wer- den, inwieweit Lieferkontingente eine Ent- lastung darstellen.
Damit Sie trotzdem zu Ihren Angeboten und Ihrem Wort stehen können, können vertrag- liche Regelungen zu Preisanpassungen und Bauablaufstörungen sinnvoll sein. Für Hilfe- stellungen und bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an das Team vom HBZ*Nord.
Zwei Fragen an Michael Schönk
Zimmerei M. Schönk, Havetoft, Leiter der Landesfach- gruppe Zimmerer im BGV SH, Mitglied im Vorstand Bund Deutscher Zimmermeister im ZDB
Bau aktuell: Wie problematisch sehen Sie die Lage bezüglich der Preisentwicklung für Holz?
Schönk: Wir haben Probleme mit dem Preis- anstieg. Derzeit wird viel Holz in die USA exportiert und der dabei erzielte Preis liegt etwa beim Doppelten des hiesigen. Haben wir im vergangenen Jahr für einen Kubik- meter KVH-Holz noch 320 € bezahlt, sind es jetzt schon 550 € mit steigender Tendenz.
Ich gehe davon aus, dass der Zenit langsam erreicht wird und sich der Preis beim US- Niveau einpendelt. Aber dafür habe ich keine Glaskugel...
Bau aktuell: Haben Sie Probleme mit der Verfügbarkeit? Wenn ja, wie begegnen Sie dem?
Schönk: Ja, wir haben Probleme mit der Verknappung. Die Baustoffhändler bekom-
men von der Industrie das, was da ist, und das betrifft das gesamte Holzsortiment. Ich selber habe meine Lager noch gefüllt, aber das hält auch nicht ewig. Normal sind zur- zeit etwa sechs bis acht Wochen Lieferzeit. Ich schreibe meine Kunden wegen der Ver- zögerung an. red
BAU AKTUELL 2 2021 / Die Bauwirtschaft im Norden
Foto: Pat Scheidemann
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