Page 9 - Bau Aktuell - Mai 2021
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  ROHSTOFFE-SPEZIAL WIRTSCHAFT PARTNER LANDESPOLITIK FACHBEREICH + BETRIEBE
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 Interview
M.A. phil. Hilke Ohrt Pressesprecherin presse@bau-sh.de
    BAU AKTUELL 2 2021 / Die Bauwirtschaft im Norden
  Bau aktuell: Wie sieht das Konzept der vor- sorgenden Rohstoffsicherheit aus?
Albrecht: In den Regionalplänen Schleswig- Holsteins erfolgt durch die zuständige Landes- planung im Innenministerium eine Auswei- sung von Gebieten mit besondere Bedeutung und Vorranggebieten für den Abbau oberflä- chennaher Rohstoffe. Grundlage hierfür ist eine landesweite Fachplanung „Rohstoffsiche- rung“ des Geologischen Dienstes des LLUR. Die Landesplanungsbehörde muss die Be- lange der Rohstoffsicherung mit den anderen öffentlichen Belangen abwägen und kommt dann zu der entsprechenden Ausweisung der Rohstoffgebiete in den Regionalplänen.
Zum Recycling von Baustoffen
Bau aktuell: Die Aufbereitung minerali- scher Bauabfälle beispielsweise aus dem Gebäuderückbau sowie das Bemühen, Bö- den einer zweiten Nutzung zuzuführen, ist ein wichtiges Thema, wenn es um Ressour- cen und Umweltschutz geht; sie steht aller- dings noch immer vor Hindernissen. Welche Lösungen sehen Sie für Schleswig-Holstein und/oder welche Ideen tragen Sie in den Bund, um die gesetzlichen Rahmenbedin- gen und die Akzeptanz zu verbessern?
Albrecht: Aktuell befindet sich die sogenann- te Mantelverordnung, bestehend aus der
Zum Thema Holz
Bau aktuell: Auch in Schleswig-Holstein sollen Wälder aus der forstlichen und wirtschaftlichen Nutzung genommen wer- den und als Naturwälder zur biologischen Vielfalt beitragen. Gleichzeitig wird Holz als klimafreundlicher Baustoff verstärkt eingesetzt und hierfür müssen sogenannte Nutzwälder bewirtschaftet werden. Wel- che Pläne gibt es diesbezüglich in Schles- wig-Holstein und welche Lösungen?
Albrecht: Die Ausweisung von Naturwald wurde in Schleswig-Holstein im Jahr 2016 abgeschlos- sen. 10 Prozent der Fläche des öffentlichen Wal- des (im Wesentlichen Schleswig-Holsteinische Landesforsten, aber auch Stiftung Naturschutz sowie einige Flächen in kommunalem Eigen- tum) wurden als Naturwald ausgewiesen; dies
Bau aktuell: Wird von Seiten des Umwelt- ministerium die Ausweitung bestehender Flächen befürwortet und werden langfristig weitere Genehmigungen für die Rohstoffge- winnung erteilt (zusätzliche oder als Ersatz für stillgelegte)?
Albrecht: Eine Ausweitung bestehender Flächen sowie langfristig weitere Geneh- migungen für die Rohstoffgewinnung in Schleswig-Holstein werden von mir grund- sätzlich befürwortet. Voraussetzung ist al- lerdings die Vereinbarkeit mit anderen öf- fentlichen Belangen, wie dem Naturschutz, Lärmschutz und auch eine gute Verkehrs- anbindung.
Ersatzbaustoffverordnung und der Novellie- rung der Bundes-Bodenschutz-Verordnung, in der Abstimmung. Durch diese Verordnung würde die Verwendung von Ersatzbaustoffen und Bodenaushub erstmals bundeseinheit- lich geregelt werden. Die damit geschaffene rechtliche Absicherung für Verwender von Ersatzbaustoffen und die Konkretisierung von Bauweisen werden zu größerer Akzep- tanz führen. Die hier getroffenen Regelungen beziehen sich vor allem auf den Tiefbau.
Eine aktuelle, von meinem Haus beauftrag- te Studie hat gezeigt, dass die Qualitäten
entspricht 5 Prozent der Waldfläche insgesamt unddamitdenVorgabenderbundesweitenBio- diversitätsstrategie.
Auswirkungen auf die Holznutzungen in an- deren Wäldern hat die Naturwaldausweisung nicht. Hinzuweisen ist darauf, dass auf der Grundlage der Ergebnisse der letzten Bun- deswaldinventur der Holzzuwachs in Schles- wig-Holstein nur zu zwei Dritteln genutzt wird, d. h. dass die Wälder deutlich vorratsreicher geworden sind und dass auch in Zukunft in den bewirtschafteten Wäldern aller Besitz- arten gute Nutzungsmöglichkeiten gegeben sind. Zudem verfolgt Schleswig-Holstein das Ziel, den Waldanteil von derzeit 11 Prozent der Landesfläche auf 12 Prozent zu erhöhen. Kurzfristig wird dies die Nutzungsmöglich-
Bau aktuell: Und unterstützen Sie die regio- nale Förderung gegenüber dem Import mit dann notwendigen Transportwegen?
Albrecht: Natürlich müssen wir versuchen den Rohstoffbedarf in erster Linie über regi- onale Förderung zu decken. Letztlich hängt es aber von jedem einzelnen Bauunterneh- mer ab, woher er seinen Bedarf deckt. Da spielen leider auch häufig günstigere Ange- bote für Importrohstoffe eine entscheidende Rolle.
von Recyclingbaustoffen zumeist für den Tiefbau geeignet sind. Allerdings ist bei al- len Abrissarbeiten noch stärker auf einen selektiven Rückbau zu achten, damit für ein hochwertiges Recycling geeignete Bau-und Abbruchabfälle nicht verunreinigt werden. Wenn die Recyclingmaterialien die notwendi- ge Eignung aufweisen und in ausreichenden Mengen bei gleichbleibender Qualität zur Verfügung stehen, sollen sie von öffentlichen Auftraggebern künftig auch vorrangig einge- setzt werden. Ich habe den Eindruck, dass es darüber einen breiten Konsens in Regierung und Landtag gibt.
keiten nicht erhöhen, mittel- und langfristig aberschon.UndzuguterLetztistdaraufhin- zuweisen, dass der Holzmarkt kein regionaler Markt ist, sondern überregional agiert. Wie in der Vergangenheit, so wird auch in Zukunft der Holzbedarf im Lande auch aus anderen Regio- nen bedient werden. Das verstärkte Bauen mit Holz als umweltfreundlichem, nachhaltigem Rohstoff ist auch aus schleswig-holsteinischer Sicht im Übrigen sehr zu begrüßen.
Bau aktuell: Herr Minister Albrecht, wir danken für das Interview.
           Foto: Pat Scheidemann










































































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