Page 8 - Bau Aktuell - Mai 2022
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  8 NACHHALTIGKEIT-SPEZIAL I BAUWIRTSCHAFT
PARTNER NACHHALTIGKEIT-SPEZIAL II FACHBEREICH + BETRIEBE
um die Energieversorgung für Deutsch- land zukünftig sicherzustellen, leistet auch Schleswig-Holstein einen entscheidenden Beitrag. In Brunsbüttel soll ein Terminal für Flüssigerdgas (LNG) gebaut werden; dieser kann langfristig zudem für grünen Wasserstoff nutzbar gemacht werden. Am gleichen Ort wird ein Ammoniak-Terminal entstehen; Ammoniak kann unter ande- rem beim Transport von Wasserstoff eine entscheidende Rolle spielen. Laut Tobias Goldschmidt, Staatssekretär im MELUND, muss der Anteil Erneuerbarer Energien für Wärme und Kälte dringend ausgebaut wer- den. Das heißt für die Landeregierung eine Entscheidung für neue Ausweisungsflächen und schnellere Verfahren.
Maßnahmenpaket
zum Umgang mit Energiekosten
Für die Bauwirtschaft bedeutet die neue Situation richtungsweisende Entscheidun- gen in Bezug auf den Wohnungsbau und die Wärmeversorgung. Die Bundesregierung hat am 24. März das „Maßnahmenpaket des Bundes zum Umgang mit den hohen Ener- giekosten“ vorgelegt. Es ist das Ergebnis des Koalitionsausschusses vom 23. März 2022. Neben weiteren Maßnahmen und Ent- lastungen will sie in dem Bereich, der für die Bauwirtschaft besonders relevant ist, „eine breit angelegte Kampagne starten, die bei Bürgerinnen und Bürgern sowie bei der Wirtschaft für Energiesparen wirbt und auch niedriginvestive Maßnahmen (z.B. in- telligente Thermostate, hydraulischer Ab- gleich älterer Heizungsanlagen) durch För- derung und wo angezeigt und sinnvoll durch Vorgaben ermöglicht“, wie es einleitend heißt. Im Entlastungspaket werden konkre- te Maßnahmen festgelegt.
Mit einer Novelle des Gebäudeenergiege- setzes in diesem Jahr wird der Effizienz- standard 55 im Neubau bereits ab dem 1. Januar 2023 verbindlich festlegt. – Anmer- kung der Redaktion: Nach dem Gebäude- energiegesetz war bereits festgelegt wor- den, dass ab 2025 für alle Neubauten der Standard eines KfW-Effizienzhauses 40 zur Pflicht werden soll. –
Neben der Energieeffizienz geht es auch um die vorgezogene Reduktion des Gas- verbrauchs und die Verstärkung der Er-
neuerbaren Energien. Zum 1. Januar 2024 soll "möglichst" jede neue eingebaute Hei- zung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Ener- gien betrieben werden. Zu diesen zählen Solarthermie, Wärmepumpen oder Geo- thermie.
Bereits ab 2023 soll bei Neubauten und bei Anlagentausch im Bestand keine Gashei- zung mehr eingebaut werden dürfen. Be- standgebäude, die vor dem 1. Januar 2009 errichtet worden sind, müssen mindestens 15 Prozent ihres jährlichen Wärmeenergie- bedarfs durch Erneuerbare Energien abde- cken. Es sollen Rahmenbedingungen ge- schaffen werden, damit Hausbesitzer ihre
Den Wohnungsbestand energetisch moder- nisieren
20 Jahre alten Heizungsanlagen austau- schen. Bei Industrie, Handwerk und Privat- haushalten soll eine große Wärmepumpen- Offensive starten, heißt es hierzu weiter.
Es soll eine flächendeckende kommuna- le Wärmeplanung eingeführt werden. Und bei der Fernwärme soll für 2030 ein Anteil von mindestens 50 Prozent klimaneutraler Wärme erreicht werden. Dabei soll dafür gesorgt werden, dass Abwärme schnell und unkompliziert in die Fernwärme integriert werden kann.
Darüber hinaus wird die Sanierung des Wohnungsbestandes verstärkt ins Auge ge- fasst. Die Bundesregierung will, so heißt es in dem Papier, den besonders ineffizienten Gebäudebestand im Sinne der EU-Vorgaben vorrangig sanieren („worst first“).
Das Bundesprogrammes für effiziente Ge- bäude wird nach den neuen Vorgaben ent-
sprechend weiterentwickelt, bestehende Förderprogramme sollen überprüft, ange- passt oder neu aufgelegt werden (siehe S. 21).
Versorgungssicherheit an Bauteilen einplanen
In Schleswig-Holstein war bereits mit dem Klimaschutzgesetz (wir berichteten) der Anteil von Photovoltaikanlagen deutlich er- höht worden. im Zuge der sich abzeichnen- den Energiekrise ist zu erwarten, dass noch mehr Neubauten, aber auch sehr viele Be- standsgebäude in nächster Zeit Photovol- taikanlagen erforderlich machen. Die bau- gewerblichen Verbände erwarten mit Blick auf Produktionskapazitäten und weiterhin bestehende Lieferengpässe von Photovol- taikelementen und technischem Equipment einen sich zuspitzenden Engpass.
Daher rät Die Bauwirtschaft im Norden ih- ren Betrieben, vorsorglich Kapazitäten in die Planungen einzubeziehen. Ähnliches werde für Luft-Wärmepumpen und Geo- thermie erwartet. Auch mit Blick auf Hei- zungsanlagen mit Schwerpunkt regenerati- ve Energieträger ist es empfehlenswert, die beschleunigte Entwicklung rechtzeitig bei Planungen und Anpassungen von Bauwei- sen und Materialeinsatz zu berücksichtigen.
Geothermie
als umweltfreundliche Lösung gefragt
Als regenerative Energie wird zunehmend auch die Erdwärme genutzt, denn Geother- mie bietet sich als eine zukunftsorientierte Lösung an. In Schleswig-Holstein sorgen verschiedene Betriebe dafür, dass diese zur direkten Nutzung für Heizungsanlagen be- reitgestellt wird. Die Innungsbetriebe sind in der Landesinnung des Brunnenbauer- handwerks der Bauwirtschaft im Norden organisiert.
C Weitere Informationen: www.brunnenbauer-innung.de
   Autorin
M.A. phil. Hilke Ohrt Pressesprecherin presse@bau-sh.de
     BAU AKTUELL 2 2022 / Die Bauwirtschaft im Norden
Foto: Pat Scheidemann
Quelle: Gabi Schoenemann / pixelio.de







































































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